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Entmilitarisierte Zone, Korea: Barack Obama riskiert einen Blick nach Norden. Ihm sei unklar, wer dort das Sagen habe, sagt er. 

Foto: Reuters/Downing

Bei einem Atomgipfel in Seoul diskutieren mehr als 50 Staats- und Regierungschefs über die Bedrohungen durch Nuklearmaterial. Inoffiziell geht es vor allem auch um die Atomprogramme im Iran und in Nordkorea.

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Seoul - US-Präsident Barack Obama hat Nordkorea gewarnt, dass dessen Atomprogramm das Land noch stärker in die Isolation treiben könnte. Sollte Nordkorea tatsächlich seinen für April angekündigten umstrittenen Satellitenstart durchführen, werde es "schwierig", die Lebensmittellieferungen für die verarmte Bevölkerung fortzuführen. Durch Provokationen erreiche man nichts, erklärte der Präsident am Sonntag vor einem Atomgipfel in Seoul. Bevor die "Sechser-Gespräche" mit den USA, China, Russland, Japan und Südkorea wieder aufgenommen werde könnten, müsste Nordkorea zeigen, dass es die Bedingungen ernsthaft umsetzen wolle. An China gerichtet sagte Obama, man dürfe Pjöngjang für Drohungen nicht belohnen.

Nordkorea treibt die Vorbereitungen auf den Satellitenstart, der laut Plan zwischen 12. und 16. April stattfinden soll, weiter voran. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap Sonntag unter Berufung auf Militärs in Seoul berichtete, ist der Hauptteil der Langstreckenrakete zur Abschussrampe Dongchang-ri im Nordwesten des Landes gebracht worden. Ein Militär habe Berichte der japanischen TV-Station Fuji Television bestätigt, wonach die Rakete Samstag mit einem Zug zur Rampe transportiert worden sei.

Im Atomstreit mit dem Iran dagegen sieht Obama noch Zeit für eine diplomatische Lösung, warnt aber vor weiteren Verzögerungen. "Ich glaube, es gibt da noch ein Zeitfenster, um es auf diplomatischem Wege zu lösen, aber dieses Fenster schließt sich allmählich", sagte Obama am Sonntag. Der Iran wird verdächtigt, im Zuge seines Atomprogramms Waffen zu entwickeln. Die Regierung in Teheran bestreitet den Vorwurf.

Montag und Dienstag findet in der südkoreanischen Hauptstadt der zweite Atomgipfel von mehr als 50 Ländern statt, dabei werden informell auch wichtige Gespräche über das nordkoreanische sowie das iranische Atomprogramm erwartet. Dabei will Obama Gespräche mit Chinas Staatschef Hu Jintao und Russlands Präsident Dmitri Medwedew führen. Auf der Agenda des Gipfels stehen offiziell die Themen Atomenergie, Atomwaffen und die Abwehr möglicher terroristischer Bedrohungen durch nuklear bewaffnete Extremisten.

"An der Freiheitsgrenze"

"Ihr befindet euch an einer Freiheitsgrenze", lobte Obama das Land bei einem Besuch in der entmilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea. Durch schusssichere Scheiben schaute er mit einem Fernglas in den Norden und sprach mit US-Soldaten, denen er für ihre Arbeit dankte. In Südkorea sind fast 30.000 US-Soldaten stationiert. Obama war seit seinem Amtsantritt bereits zweimal in Südkorea, aber noch nicht in der mehrere Kilometer breiten entmilitarisierten Zone. (red/DER STANDARD, 26.3.2012)