Rund 100 Tyrolean-Mitarbeiter wurden mit Liedern wie "Money for nothing" , "We will rock you" oder "Highway to hell" eingestimmt.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Die Gewerkschaft und die Vertreter der Bordbetriebsräte von AUA und Tyrolean haben sich darauf verständigt, einen Konzern-Kollektivvertrag (KV) für die Airline anzustreben. Dieses Vorhaben präsentierte ÖGB-Chef Erich Foglar am Dienstag im Anschluss an eine Protestkundgebung vor der ÖGB-Zentrale, an der rund 100 Tyrolean-Mitarbeiter teilnahmen.

Jetzt müssen die Betriebsräte in ihren Gremien darüber abstimmen. Ab Mittwoch soll bereits verhandelt werden.

Bis zu einer definitiven Einigung dürften aber noch einige Stolpersteinen aus dem Weg zu räumen sein. Abgesehen von der ganz unterschiedlichen Kultur beider Unternehmen (AUA und Tyrolean) haben beide auch ganz unterschiedliche Selektionen, also Auswahlverfahren, die zum Fliegen berechtigen. Die der AUA gilt als strenger, als jene der Tyrolean. Nun soll, heißt es aus der Tyrolean, AUA-Betriebsrat Karl Minhard fordern, dass bei einem Konzern-KV die Tyrolean-Piloten zuerst eine Selektion durchlaufen müssten, ehe sie gemeinsam mit den AUA-Leuten fliegen dürfen. Minhard dementiert das im Gespräch mit dem Standard. Die Selektion werde bei den Verhandlungen sicher ein Thema sein, aber die Entscheidung darüber liege beim Management, so Minhard.

Merger

Zur Erinnerung: Bei der Übernahme der Lauda Air hat die AUA die Auswahl der Lauda Air anerkannt. Was auch den Tyrolean-Piloten besonders wichtig ist: Dass es beim Zusammenschluss mit der AUA auch zu einem Merger nach dem Eintrittsdatum kommt. Das hat nämlich Auswirkungen auf die Seniorität. Bei der AUA gab es vor rund einem Jahr das letzte Upgrading von 18 Kopiloten zu Kapitänen. Bei der Tyrolean liegt das schon mehrere Jahre zurück.

Dass das Auseinandividieren der Belegschaft keinen Sinn macht, sagte jüngst auch der Sprecher des deutschen Branchen- und Gewerkschaftsverbands VCockpit, Jörg Hardweg, zum Standard: "Entweder gemeinsam oder gar nicht. Wenn sich die Piloten gegeneinander ausspielen lassen, dann haben sie verloren." Dass man gegen die Mitarbeiter kein Unternehmen sanieren kann, steht für ihn ebenfalls fest.

Beschleunigter Abschied

Obwohl es noch keine offizielle Ausschreibung gibt, haben bei der AUA-Personalabteilung bereits 45 Piloten um ihre Abfertigung angesucht. Das bestätigt die AUA. Es wollen weit mehr Piloten gehen als erwartet. Nun werde über einvernehmliche Lösungen im Vorfeld des noch immer geplanten Betriebsübergangs auf die Tyrolean gesprochen. Sechs der 45 Piloten sollen die Airline krankheitsbedingt verlassen. Standardisierte Abfertigungsangebote gebe es nicht.

Berichtet wird über die Sonderabfertigung im Zuge des Betriebsübergangs (bei KV-alt bis zu 39 Monatsentgelte, das sind bis zu 500.000 Euro) abzüglich des bis 2015 laufenden fünfprozentigen Gehaltsverzichts. Dazu können ausscheidende Piloten ein Jahr lang ihre Stand-by-Tickets und Gratis-Flugscheine für maximal vier Personen, bei denen nur die Gebühren fällig werden, verbrauchen. Und man hat noch zwei Jahre Zeit, die noch nicht verwendeten Jubiläumstickets abzufliegen.

Bei Tyrolean gebe es 50 Piloten in Teilzeit - genau genommen eine Überkapazität, wie es in der Airline heißt. Man wolle "taktisch die Luft rauslassen, damit nicht beim Betriebsübergang im Juli die erwarteten 200 Abgänge auf einmal kommen", sagen Insider.

Ab dem Sommerflugplan streicht die AUA drei weitere Destinationen: Sotschi wird am 2. April eingestellt, Göteborg (Schweden) und Donezk (Ukraine) folgen im Juni.

Foglar urgierte beim AUA-Management eine Wachstumsstrategie für das Unternehmen. Es könne auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dass der Hauptcarrier mit einem Kollektivvertrag eines Regionalcarrieres fliegt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 28.3.2012)