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Dem russischen Waffenschieber Viktor But steht die Verkündung des Strafausmaßes kurz bevor.

Foto: REUTERS/Damir Sagolj

Der als "Händler des Todes" bekannt gewordene Russe Viktor Anatoljewitsch But lieferte jahrzehntelang Waffen in Kriegs- und Krisengebiete. Im November wurde er vor einem US-Gericht für schuldig befunden, den Verkauf von Waffen zur Tötung von US-Bürgern geplant zu haben. Ihm droht eine Haftstrafe von 25 Jahren bis lebenslänglich. Am Donnerstag wird in New York das Strafmaß verkündet.

Es wird angenommen, dass But an beinahe allen gewaltsamen Auseinandersetzungen der vergangenen Jahrzente mit Waffenlieferungen beteiligt war. But galt als der mächtigste illegale Waffenhändler und -transporteur der Welt. Doch wer ist dieser Mann, der Krisenherde auf der ganzen Welt mit Waffen versorgt hat und damit über Hunderte Millionen Dollar umgesetzt haben soll?

Viktor But wurde am 13. Jänner 1967 in der damaligen Sowjetrepublik Tadschikistan geboren. Er und sein Bruder Sergej sind laut familiären Angaben gut behütet aufgewachsen. But schlug eine universitäre Ausbildung ein und schloss sein Soziologiestudium 1984 ab. Beim Militärgeheimdienst soll er eine Sonderausbildung gemacht haben, was er jedoch bis heute bestreitet. Medienberichten zufolge absolvierte er das Militärinstitut für Fremdsprachen in Moskau. Neben Russisch und Englisch soll der Waffenschieber angeblich fließend Französisch, Portugiesisch und Arabisch sprechen. Aufgrund seiner sprachlichen Begabung diente But während seiner jungen Jahre als Dolmetscher in einem russischen Luftwaffenregiment in Mosambik und Angola.

Zusammenbruch der Sowjetunion

Paradoxerweise spielte dem berüchtigten Waffenhändler vor allem das Ende des Kalten Krieges in die Hände. But hatte dadurch in seiner Heimat mühelos Zugang zu riesigen Waffen- und Munitionsarsenalen. Die Nachfrage nach Kriegsmaterial war zu dieser Zeit primär durch interne Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent vorhanden. Der Erfolg des Russen war durch seine eigene Frachtflieger-Flotte gewährleistet, die er aus Altbeständen der sowjetischen Armee gekauft hatte. Somit war es ihm möglich jeden Kontinent in kürzester Zeit mit Waren aller Art zu beliefern.

Schon bald war der Waffenhändler But auf der ganzen Welt aktiv und lieferte neben Afrika auch in den Irak, Afghanistan und Kolumbien. Leugnet But bis heute die Zusammenarbeit mit Islamisten, sehen es die Journalisten Stephen Braun und Douglas Farah in ihrem Buch als erwiesen, dass der Russe die Waffenarsenale der Taliban jahrelang füllte. Zu seinen weiteren Kunden zählten unter anderem der frühere liberianische Präsident Charles Taylor, dem in Den Haag vor dem Internationalen Sierra-Leone-Tribunal der Prozess gemacht wurde. But soll zudem meist ein doppeltes Spiel getrieben haben und rüstete nicht selten auch die verfeindete Gegenseite auf.

Der Russe war sehr geschäftstüchtig, konzentrierte sich nicht nur auf das Waffengeschäft. So transportierte er nachweislich auch Waren für das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen und brachte UNO-Blauhelme in Krisengebiete. Im Kampf gegen den Terror in Afghanistan sowie im dritten Golfkrieg im Irak soll der Händler des Todes auch die USA unterstützt haben. Stephen Braun und Douglas Farah zufolge sollen die USA von Buts Netzwerk abhängig gewesen sein. Die USA hätten eigenen Angaben zufolge zu spät entdeckt, wer hinter den Geschäften steckte. Farah und Braun ermittelten, dass das Flugunternehmen des Russen in den Jahren 2003 und 2004 gut tausend Flüge für rund 60 Millionen Dollar in den Irak absolvierte.

Falle in Thailand

Obwohl der berüchtigte Waffenhändler bald von Interpol gesucht, 2005 auf die schwarze Liste gesetzt wurde und auf der internen Most-wanted-Liste der US-Geheimdienste auf Platz zwei nach Osama Bin Laden stand, konnte er erst 2008 bei einem Scheingeschäft überführt werden. Seine zahlreichen Tarnidentitäten sowie das komplexe Geflecht aus Tarnfirmen, die bis heute noch nicht vollständig aufgedeckt werden konnten, erschwerten den Ermittlern die Suche nach dem Waffenschieber. Zum Verhängnis wurde But ein lukratives Geschäft mit angeblichen kolumbianischen Rebellen. US-Bundesagenten der Drug Enforcement Agency (DEA) gaben sich als die kolumbianische Guerilla-Organisation FARC aus, die eine große Anzahl an Waffen kaufen wollten. But ging auf den vermeintlichen Deal ein und ging den Ermittlern in Thailand ins Netz. Zwei Jahre später wurde er an die USA ausgeliefert. (cwi, derStandard.at, 5.4.2012)