Ein lange Zeit vorbereiteter, auf viele internationale Brennpunkte verteilter "Globaler Marsch nach Jerusalem" soll am Freitag laut Veranstaltern "ohne jede Gewalt" verlaufen, bringt aber die Gefahr von Zusammenstößen und Blutvergießen mit sich. Erklärtes Ziel der Organisatoren ist es, symbolisch so nahe wie möglich an Jerusalem heranzukommen, um auf die Lage der Palästinenser aufmerksam zu machen und "den Arabischen Frühling nach Jerusalem zu bringen". Die Israelis hingegen sind entschlossen, Grenzverletzungen nicht zuzulassen, und haben an den Nahtstellen die Sicherheitskräfte verstärkt.

Der Freitag wurde als Termin gewählt, weil die Palästinenser traditionell am 30. März den "Tag des Bodens" begehen, der an den Tod von Demonstranten im Jahr 1976 erinnert.

Über das Internet mobilisiert, sind internationale Aktivisten in den Libanon und nach Jordanien gereist, um von dort aus "in Karawanen" Richtung Israel zu ziehen. Aus Österreich sollen drei Aktivisten, unter ihnen Wilhelm Langthaler, von der "Antiimperialistischen Koordination", nach Beirut geflogen sein.

Parallel will man weltweit in vielen Hauptstädten, auch in Wien, gegen Israel demonstrieren. In Kairo sind mehrere Kundgebungen geplant. Zugleich wollen auch die Palästinenser marschieren: im Gazastreifen Richtung Eres-Checkpoint, im Westjordanland von Ramallah und von Bethlehem in Richtung Jerusalem.

Aus israelischer Sicht ist der "Globale Marsch" eine "weitere Kampagne zur Delegitimierung Israels". Radikale Organisationen, so heißt es, wollen die Aufmerksamkeit von den Vorgängen in arabischen Staaten zurück auf die Palästinenser lenken. An den Grenzen im Norden wurden die Armeekräfte verstärkt, in Jerusalem hat sich die Polizei darauf eingestellt, dass sich nach den Freitaggebeten in den Moscheen auf dem Tempelberg Unruhen aufschaukeln könnten. Über diplomatische Kanäle sollen die Regierungen in Beirut und in Amman energisch aufgefordert worden sein, die Demons-tranten von den Grenzen fernzuhalten. Im Libanon dürfte der Zug daher schon am Litani-Fluss rund 20 Kilometer vor der Grenze gestoppt werden.

An palästinensischen Gedenktagen im vergangenen Mai und Juni waren mehr als 20 Menschen getötet worden, als sich Menschenmassen im Libanon und in Syrien den Grenzbefestigungen näherten. Auf dem Golan gelang es damals rund 150 Männern, den Zaun an der Waffenstillstandslinie zu überrennen. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, DER STANDARD, 30.3.2012)