Der Schlager in Woche 1 ging an die Vikings, die am Samstag das Wiener Derby gegen die Dragons in Stadlau bestreiten werden.

Foto: ©Holly Kellner/Raiffeisen Vikings

2009 riefen die Dragons und Vikings die Idee ins Leben, die Spiele gegeneinander mit einer eigenen Schüssel zu schmücken, der „Blue River Bowl". Ein temporärer Wanderpokal, der nach zehn Siegen eines Teams in dessen Besitz übergeht. Derzeit steht es 4-1 für die Dragons, die sich 2011 allerdings eine empfindliche 0:42-Niederlage einfingen, nachdem sie zuvor drei Saisonen lang gegen die Wikinger unbesiegt geblieben sind. Das war gleichzeitig die höchste Niederlage der Drachen nach ihrem Wiederaufstieg in die Bundesliga im Jahr 2007.

Im Vorjahr kam zusätzliches Salz in die Suppe, als die Dragons ihren Umzug von Klosterneuburg/Korneuburg nach Wien ankündigten und ins Stadion des FC Stadlau einzogen. Es ist nun ein Wiener Derby zwischen einer Mannschaft in Grün und einer in Violett...

Dass mit der Erschaffung einer künstlichen Rivalry auch eine tatsächliche Rivalität entstand, das war dann allerdings schon ein Glücksfall, denn lange Jahre sah es nicht danach aus, als ob die Dragons überhaupt mal auf einer Höhe mit den Vikings stehen könnten. Seit 1986 gab es 39 Spiele zwischen den beiden Klubs - 33 Siege der Vikings stehen nur sechs Erfolgen der Dragons gegenüber, wovon fünf aus der Neuzeit stammen. Punkteverhältnis 1133: 532.

Der höchster Sieg der Vikings rührt aus dem Playoff 1994 mit 88:12 her, die Dragons feierten mit 57:30 im Jahr 2009 ihren deutlichsten Erfolg der Klubgeschichte über den geliebten Feind.

Siege für beide

In Woche 1 gingen beide Teams als Gewinner vom Feld, hatten dabei allerdings viel Mühe. Die Vikings rangen (in einer gewachsenen Rivalry) die Giants mit 20:13 nieder, die Dragons gewannen nach einem 10:33 Rückstand zur Pause in Prag noch mit 37:33. Es war die größte Aufholjagd in der Geschichte des Vereins und die Mannschaft hat dementsprechend viel Selbstvertrauen in der tschechischen Metropole getankt. 27 unbeantwortete Punkte durch die US-Legionäre Jonathan Dally (QB) und Tunde Ogun (RB), so wie dem heimischen Wide Receiver Georg Pongratz (2 TDs) zogen, zusammen mit einem Shutout der Defense in Hälfte zwei, den Raubkatzen die Reißzähne.

Anders verlief das Spiel in Wien, wo die Führung mehrmals zwischen den Vikings und Giants wechselte. Erneut dürfte die Defense der Wikinger ihr großer Vorteil sein, wobei man den Neuzugang RB Dusty Thornhill noch nicht im Einsatz sah. Der Mann, der in der GFL 2011 für Furore sorgte und mit den Schwäbisch Hall Unicorns erstmals den Titel gewann, der könnte am Samstag sein AFL-Debüt feiern.

Härtegrad Test #2

Nicht nur an der Donau wird gespielt, auch nebst der Moldau und der Mur fliegen die Bälle am Wochenende. Die JCL Giants Graz empfangen den Aufsteiger Kornmesser Rangers, die Prague Panthers bekommen es - erneut zu Hause - mit den Swarco Raiders zu tun. In beiden Spielen gibt es Favoriten, in Graz auch einen solchen klaren.

Die Rangers hielten zum Auftakt am vergangenen Samstag ein Viertel lang mit den Raiders mit, danach brachen aber alle Dämme. Das 0:52 war auch von der Höhe her verdient, denn die Mödlinger bekamen offensiv kein Bein auf den Boden. Quarterback Craig „wir schlagen die Raiders 27:21" Maynard wies am Ende Statistiken auf, für die sich selbst Tim Tebow genieren würde (1/6 für 29 Yards, 1INT). Runningback Zach McCaskill fing den einen kompletten Pass von Maynard, war ansonsten unsichtbarst.

Bester Mann in der Offense der Rangers war RB Lars Gabler mit satten 43 Rushing Yards bei nur sieben Läufen. Besser lief es in der Defense, Robert Dragotinits und Felix Schildorfer brachten Raiders Spielemacher Kyle Callahan zwei Mal zu Boden, man erzwang ein Turnover on Downs, einen Punt und einen Fumble. Ein Anfang zumindest. Untauglich, zumindest gegen die Raiders, erwiesen sich die Special Teams der Rangers. Die gesamte Partie spielte sich quasi in ihrer Hälfte ab.

Raiders Headcoach Shuan Fatah sprach danach trotzdem von einem schweren Spiel für seine Mannschaft. Das Ergebnis sei zwar deutlich ausgefallen, aber es sieht leichter aus, als es das für die Seinen gewesen wäre. Die Rangers hätten vor allem mit ihrer physischen Stärke an der Line überrascht und so war der Sieg zwar klar, der Weg dorthin musste aber hart erkämpft werden.

Guter Besuch

Positiv, neben einzelnen Lichtblicken in der Defense und dem Lob des Meistertrainers, war die Organisation des Spieltags und der Zuschauerzuspruch. Gegen die Wiener Klubs wird man vermutlich noch mehr als die 2000 in Wiener Neudorf begrüßen können. Ob sich auf Dauer dann vor allem die „neuen" Rangers Fans allwöchentliche Kopfwäschen antun wollen, das bleibt aber noch abzuwarten.

Das Stichwort Line gilt auch für die Grazer. Die kamen zwar gegen die Vikings auf drei schmeichelhafte Sacks, die man aber dem Optimismus von Quarterback Christoph Gross bei Rollouts zuschreiben muss. Max Herdey, einst Quarterback, dann Tight End, ist 2012 ein D-Liner. Er sieht nur noch immer aus wie ein Prachtbursche von einem QB. Gross, blieb er in der Pocket stehen, was er meistens auch tat, hatte alle Zeit der Welt und das könnte gegen einen richtig guten Passangriff für die Grazer unschön werden.

Obwohl der US-Amerikaner Alex Gross auf der Linebacker-Position für die Giants ein unglaubliches Debüt feierte (15 Solo Tackles), war der Grazer Passrush nicht mal ein laues Lüftchen. Vielleicht hatte man hier auch den falschen Gameplan in der Defensive, denn Gross (Christoph) wird immer noch gerne in seinen Fähigkeiten unterschätzt. Auch offensiv lief es für die Giants nicht nach Wunsch. Neue Receiver - altbekannte Drops. Nur auf Armando Ponce de Leon war Verlass, was auch die Herren im Vikings Backfield wussten. Laufspiel? Negativ bzw. Chris Gunn. Das wird wohl eine sehr lange Saison für den zweifachen Liga-MVP.

Orientierungsfrage in Prag

Die Prague Panthers müssen sich fragen lassen, was ihnen da in der zweiten Hälfte gegen die Danube Dragons eigentlich eingefallen, bzw. entfallen ist. Man überläuft einen Gegner über zwei Viertel, hält ihn mit der Defense auf zehn Punkte und in Hälfte zwei schaffte Quarterback Justin Walz es nicht mal mehr, seinem Runningback Amos Allen den Ball in die Hand zu drücken, ohne dabei eine stete Gefahr für sich selbst und sein Team zu sein. Headcoach Adam Rita wirkte nach dem Spiel ratlos. Ja, die Dragons haben umgestellt. Ja, sie spielten dann anders und deutlich besser. Sein Team habe in der Kabine aber offenbar das Spiel verlernt. Wo waren wir zu der Zeit, als das dritte und vierte Viertel lief? Wenn Rita die Antworten bis Sonntag nicht findet, dann wird es gegen die Raiders wenig zu gewinnen geben, außer die Erkenntnis, einmal mehr nicht ganz vorne mitspielen zu können.

Für die Raiders ist der Start in die Saison verhältnismäßig angenehm, was den Zeitplan betrifft. Nach der Pflicht in Mödling folgt nun ein „Nice To Have"-Sieg in Prag, der alles andere als außer Reichweite scheint. Man hat den Rost der langen Offseason abgeschüttelt und nun geht es wirklich los.

Das Spiel wird Live von raidersTV übertragen und damit auch auf Football-Austria zu sehen sein. Aus Graz und Wien wird es Live-Ticker auf FA geben. (Walter Reiterer, 29.3.2012)

AFL Woche 2

JCL Giants Graz vs. Kornmesser Rangers
Samstag 31. März 2012, 14:00 Uhr, Stadion Eggenberg Graz
Danube Dragons vs. Raiffeisen Vikings
Samstag 31. März 2012, 15:00 Uhr, Stadion FC Stadlau Wien
Prague Panthers vs. Swarco Raiders Tirol
Sonntag 1. April 2012, 13:00 Uhr, Slavia Stadion Prag

Ergebnisse Woche 1:

Prague Panthers vs. Danube Dragons 33:37
Statistiken
Raiffeisen Vikings Vienna vs. JCL Giants Graz 20:13
Statistiken
Kornmesser Rangers vs. Swarco Raiders Tirol 0:52
Statistiken

Tabelle:

1. Swarco Raiders Tirol 1-0
2. Raiffeisen Vikings Vienna 1-0
3. Danube Dragons 1-0
4. Prague Panthers 0-1
5. JCL Giants Graz 0-1
6. Kornmesser Rangers 0-1