Stefan Tweraser, Google Country Director für Deutschland, Österreich und die Schweiz, sieht Mobile Werbung in Österreich noch ganz am Anfang: "Die Nutzung von mobilem Internet ist riesig, die Nutzung von mobiler Werbung ist ein Entwicklungsfeld."

Foto: Google

Das Internet gewinnt als Werbemedium für Österreichs klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) zunehmend an Bedeutung.

76 Prozent zeigen mit einer eigenen Webseite Flagge, 27 Prozent betreiben aktiv E-Commerce und bieten Produkte und Dienstleistungen an. Allein die Möglichkeit über Onlinemarketing neue Kunden zu gewinnen, wird derzeit noch von vielen Gewerbetreibenden vernachlässigt. Laut Angaben von Stefan Tweraser, Google Country Director für Deutschland, Österreich und die Schweiz, nutzen erst 15 Prozent der österreichischen KMUs das Service von Google Adwords, eine Werbeform, die Anzeigen im Google-Werbenetzwerk schaltet.

Webseite bleibt wichtigster Vertriebskanal

Die österreichische Tochtergesellschaft der Internetsuchmaschine Google mit Sitz in Wien nimmt sich mit zwölf Angestellten dementsprechend bescheiden aus. Die Hauptaufgabe, den Nutzen des Internetbusiness den ansässigen Betrieben näher zu bringen, wird durch Vertriebsleute vom größten europäischen Standort Dublin aus unterstützt. "Eine Mannschaft, die Unternehmen gezielt besucht, gibt es nicht", erklärt Tweraser die internen Strukturen mit Verweis auf den nach wie vor wichtigsten Vertriebskanal - die Google-Webseite.

Hälfte des Umsatzes mit KMUs

Google macht nach eigenen Angaben weltweit mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit KMUs. Eines der meist genutzten Onlinemarketing-Produkte ist Google Adwords, bei dem die Kunden nach einem einfachen Prinzip Schlüsselwörter für ihre Online-Anzeigen festsetzen und nach Vertragsabschluss den durch eine Wort-Auktion festgesetzten Preis pro Klick auf die Werbeeinschaltung bezahlen. Dabei ist es möglich, ein tägliches Limit festzusetzen, um in den eigenen Möglichkeiten ein Sicherheitsnetz zu spannen.

Der Online-Prozess werde laufend verbessert, schildert Tweraser die Bemühungen mehr Kunden zu gewinnen, die größten Barrieren gelte es jedoch in den praktischen Bereichen zu überwinden. "Für den Installateur, der selbst raus fährt, ist Marketing nicht seine Hauptbeschäftigung und das ist bei einem Großteil der eigentümergeführten Unternehmen in Österreich so. In den meisten Fällen wird Online als ein Möglichkeit gesehen, mal zu kommunizieren, aber ist es wirklich etwas wodurch ich Kunden gewinnen kann?", versucht sich der Google-Chef in klein- und mittelständische Unternehmer hineinzuversetzen.

Adwords werden teurer

Obwohl gerade mal 15 Prozent der österreichischen KMUs mit Google Adwords werben, erreichen gefragte Schlüsselwörter bereits hochpreisige Levels in den Auktionen. "Es gibt sehr viele saisonale Faktoren, die Preise treiben", erklärt Tweraser die dynamischen Preisentwicklungen, "Es gibt etwa Ende November in Deutschland eine Autoversicherungssaison, wo der Wert bestimmter Keywords um das Zehnfache steigt. Andererseits gibt es Produkte, die sehr teuer sind, wie Augenlasern, aber aufgrund der guten Margen sind dort Unternehmen auch bereit, mehr zu zahlen."

Auf die Frage, wie sich die Entwicklung des "Keyword"-Werts bei steigender Kundennachfrage in Zukunft regeln soll, gesteht man bei Google ein, dass es potentiell teurer werden wird. Es gäbe aber alternative Möglichkeiten aus dem Umfeld der semantischen Suche: "Die am stärksten wachsende Kategorie sind drei und mehr Worte. Das nennt sich  Long-Tail-Strategie, bei der statt einem Keyword mehrere eingegeben werden, und diese natürlich deswegen auch viel weniger kosten, da sie viel spezfischer sind z.B. 'Installateurdienste Wien 20. Bezirk'."

Zukunftsmarkt Mobile

Günstigere digitale Werbemöglichkeiten lokalisiert Tweraser im stark wachsenden Mobile-Markt, der seiner Expertise nach in Österreich noch ganz am Anfang steht: "Die Nutzung von mobilem Internet ist riesig, die Nutzung von mobiler Werbung ist ein Entwicklungsfeld. Das mobile Suchvolumen in Österreich steigt dramatisch. Eine von drei Suchanfragen auf dem Mobiltelefon hat einen lokalen Bezug. Wenn man da als Unternehmer als Erster dabei ist, hat man einen First-Mover-Advantage. Man zahlt oft für das gleiche Keyword mobil viel weniger als Desktop." (Tatjana Rauth, derStandard.at, 18.04.2012)