Boston - Um die drei Prozent der Bevölkerung in Europa und den Vereinigten Staaten leiden an Psoriasis. Bei rund 20 Prozent der Betroffenen sind die mit der Schuppenflechte verbundenen Probleme moderat bis schwer. Eine neue Strategie in der Therapie könnten Biotech-Arzneimittel sein, welche den bei der Psoriasis vermehrt gebildeten Immunbotenstoff Interleukin-17 (IL-17) bzw. dessen Rezeptor angreifen. Damit gelingt es laut neuesten Studien im "New England Journal of Medicine" bei einem hohen Prozentsatz der Betroffenen, die Krankheit deutlich zu bessern.

In der aktuellen Ausgabe der angesehenen Medizin-Fachzeitschrift (29. März) wurden jetzt gleich zwei Studien der Phase-II der Klinischen Prüfung von Medikamenten zu dem Thema publiziert. In den Untersuchungen mit 142 bzw. 198 Patienten bekamen die Probanden jeweils ein Placebo oder die getesteten Medikamente in unterschiedlicher Dosierung.

Weitere Studien erforderlich

Bei den Arzneimitteln handelte es sich um Ixekizumab, ein monoklonaler Antikörper, der Interleukin-17-Proteine im Blut abfangen und unschädlich machen soll, und um Brodalumab, ein monoklonaler Antikörper, der gegen die Rezeptoren von Interleukin-17 gerichtet ist. Wegen der Konzeption der Studien, die offenbar auch zur Bestimmung der richtigen Dosis durchgeführt wurden, und der noch relativ geringen Anzahl von Patienten kann noch kein endgültiges Urteil über die Wirksamkeit gezogen werden.

Beide Medikamente beruhen auf dem selben Prinzip. Craig Leonardi, Autor der Studie mit Ixekizumab, von der St. Louis University School of Medicine (USA): "Psoriasis ist charakterisiert durch eine Entzündung und ein zu starkes Wachstum der Keratinozyten (hornbildende Zellen der Oberhaut, Anm.). Man glaubt, dass das die krankhafte Folge einer Immunreaktion der T-Lymphozyten auf ein noch nicht identifiziertes körpereigenes Antigen ist." Entscheidend seien hier die sogenannten T-17-Lymphozyten, die sich durch die Produktion von entzündungsfördernden Botenstoffen, zum Beispiel IL-17, auszeichneten.

Deutliche Besserung der Symptome

Genau dieser Regelkreis soll mit den neuen Arzneimitteln unterbrochen werden. Die Erfolge - jeweils nach zwölf Wochen Behandlung - waren in den beiden Studien ausgesprochen gut: So zeigte sich mit dem Antikörper gegen IL-17 bei mittlerer und höherer Dosierung ein Rückgang der Symptome um 75 Prozent bei mehr als 80 Prozent der Probanden (Placebo: knapp acht Prozent), bei rund 40 Prozent verschwanden die Krankheitszeichen insgesamt (Placebo: Null Prozent). Ähnlich wirksam war der Antikörper gegen die IL-17 Rezeptoren. In dieser Studie wurde in bis zu 85 Prozent der wirklich Behandelten ein fast völliger oder vollständiger Rückgang der Psoriasis registriert (Placebo: drei Prozent).

Bisher richteten sich High-Tech-Therapien bei schwerer Psoriasis vor allem gegen den Immunbotenstoff TNF-alpha. Die dabei verwendeten Medikamente kamen aus der Behandlung der chronischen Polyarthritis (Gelenksrheuma). (APA)