"Der Herr wird Österreich nicht vergessen, er wird Österreich erretten. Die Ernte geht weiter." Man dankt Pastor Reinhard Bonnke solche Ansagen mit einem kräftigen "Amen".

Foto: CfaN - Christus für alle Nationen/Oleksandr Volyk

Linz - Johann Wagner schaut seiner Frau Franziska tief in die Augen. Nicht immer sei es "super in der Ehe gelaufen". Die Partnerschaft " kaputt" gewesen. Doch heute ist es wieder Liebe: "Jesus hat uns den Weg gezeigt - Halleluja." Das Ehepaar ist am vergangenen Samstag nach Linz gereist. Eine "Full-Flame-Feuerkonferenz" erlebt man eben nicht alle Tage.

Vor allem für Österreich ist es eine Premiere. Das evangelikale Missionswerk Christus für alle Nationen (CfaN) lud gemeinsam mit der Freien Christengemeinde Linz zum einem Jesus-Festival ins Linzer Designcenter. Stargast am heiligen Abend: der umstrittene deutsche Prediger und "Pfingstler" Reinhard Bonnke.

Heilung mit dem Plus

Bonnke, genannt der "Mähdrescher Gottes", mobilisiert bei seinen Predigten in Afrika tausende Gläubige. Seine Anhänger halten ihn für einen "Propheten des 20. Jahrhunderts", seine Gegner werfen ihm vor, bei seinen Predigten Millionenbeträge zu kassieren.

Frau Gertrud kümmert das wenig. Lange sei sie in der Psychiatrie gewesen, Jesus und das kleine Büchlein "Für immer im Plus" von Reinhard Bonnke hätten ihr "vollständige Heilung verschafft".

One Way Jesus

Bevor der deutsche Prediger die Bühne betritt, gehört diese den "Steelcity Worshippers". Die E-Gitarre fetzt, die Halle rockt. Bei One Way Jesus sind die 3000 Gläubigen nicht mehr zu halten. Da wird getanzt, umarmt, geweint. Sängerin Déborah Rosenkranz setzt noch ein rockiges "Beautiful, Wonderful, Powerful" drauf - und schon kann der Heiland kommen.

Wenn Reinhard Bonnke loslegt, bebt die Bühne, die Luft vibriert. Jesus wird herbeigebrüllt. Was sich auf die Stimme schlägt. Gefährlich rau klingt sie bei Bonnke. Doch der Pastor kann nicht anders: Mit einem Stakkato aus "Haaalleluuujaaa!" und "Amen" heizt er dem Publikum ein. Der Mann scheint mit Jesus auf Du und Du. Bonnkes Worte sind Trommelschläge, die auf die Zuhörer niederprasseln und diese in Ekstase versetzen.

Der Evangelist schreitet zur Tat

Dass die Predigt aus theologischer Sicht dünn ist und der Pastor sich eigentlich nur selber feiert, wird so zur Nebensache. Gegen Schluss dann der eigentliche Höhepunkt. Evangelist Daniel Kolenda schreitet zur Heilung. Aids, Krebs, Rückenschmerzen, Fersensporn - alles kein Problem. Menschen schreien, winden sich auf dem Boden, erbrechen, weinen - "sei geheilt". Einige wenige dürfen nach der Prozedur auf die Bühne. Rote Flecken, ein Myom, Kreuzweh - alles weg.

David Kolenda lächelt. Dass so manche Mutter mit Tränen in den Augen ihr Kind zurück in den Rollstuhl setzt, geht im Jesus-Jubel unter. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 2.4.2012)