In Nord- und Westeuropa dürften heuer mehr neue Wohnungen gebaut werden als noch vor einem Jahr. Schätzungen der deutschen Landesbausparkassen (LBS Research), die auf Zahlen des internationalen Forschungsnetzwerks Euroconstruct beruhen (dem in Österreich das Wifo angehört), sprechen von einem "robusten Trend" insbesondere in Skandinavien sowie in Frankreich und den Niederlanden, aber auch im deutschsprachigen Raum.
So ist die Schweiz etwa im Ranking der 19 Euroconstruct-Länder seit 2010 ganz vorne zu finden, dort sollten heuer 6,1 Wohnungen je tausend Einwohner fertig gestellt werden. 2011 lag die Zahl noch bei 5,6.
Deutschland hinkt Nachbarn hinterher
Starke Zuwächse sollte es demnach auch in Deutschland geben. Vor wenigen Jahren noch Schlusslicht, macht sich unser nördliches Nachbarland beharrlich auf den Weg ins Mittelfeld: Mit prognostizierten 2,3 neu gebauten Wohnungen auf 1.000 Einwohner kommt Deutschland heuer schon auf Platz 13 zu liegen und verbesserte sich damit um weitere drei Plätze gegenüber 2011.
Obwohl der Trend in Deutschland also nach oben zeigt, weisen die LBS-Forscher mit Sorge darauf hin, dass mit Ausnahme Dänemarks in den Nachbarländern deutlich mehr gebaut werde. In Polen, den Niederlanden, Belgien und Tschechien sei die Bauleistung um 45 bis 90 Prozent höher als in Deutschland, und in der Schweiz, Frankreich und Österreich werde gar mehr als doppelt so viel gebaut.
Weniger Neubau in Österreich
Allerdings nähert sich die Alpenrepublik aus der anderen Richtung her dem Mittelfeld an: 2011 mit 5,0 Fertigstellungen noch auf Platz vier gelegen, verliert Österreich nun einen Platz und belegt mit 4,8 Wohnungen je tausend Einwohner Platz fünf.
Zwei Länder, die noch vor wenigen Jahren (siehe dazu etwa die Grafik aus 2005) mit Abstand ganz vorne lagen, nämlich Spanien und Irland, finden sich nun nach Ende des Immobilien-Booms ganz unten wieder - lediglich in Ungarn dürften heuer ähnlich wenige neue Wohnungen gebaut werden.
Portugal fällt tief
Laut einer bis 2014 reichenden Prognose dürften die Neubauzahlen in Deutschland übrigens weiter ansteigen, und zwar um gut 15 Prozent auf den Wert von 2,7 Wohnungen je tausend Einwohner. Für Portugal wird umgekehrt ein "freier Fall" vorhergesagt: Dem wirtschaftlich schwer angeschlagenen südwesteuropäischen Land steht mit dann nur noch 1,5 Wohnungen pro tausend Einwohner das Tabellenende bevor - auch deshalb, weil sich Spanien und Irland, aber auch Ungarn von ihren absoluten Tiefständen dann wieder etwas erholt haben dürften. (red, derStandard.at, 2.4.2012)