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Andrea Masiello (r.) wird beschuldigt die letzten acht Bari-Matches der vergangenen Saison manipuliert zu haben.

Foto: AP/Fasano

Bari - Manipulationen hatten im italienischen Fußball in der vergangenen Spielzeit anscheinend Methode - und entscheidenden Einfluss im Abstiegskampf. Zahlreiche Spiele sind laut Staatsanwaltschaft in der Serie A gegen Saisonende verschoben worden, ein Betrugsfall rettete US Lecce vor dem Gang in die zweite Liga. Neben dem bereits am Montag verhafteten Profi Andrea Masiello (ehemals AS Bari) wird gegen acht weitere Spieler des Absteigers ermittelt. Auch Profis des Erstligisten AC Cesena sowie der Zweitligisten Sampdoria Genua und FC Turin stehen unter Verdacht.

Bis zu neun Erstligaspiele mit Bari-Beteiligung sollen manipuliert worden sein, darunter die letzten acht der Saison 2010/11. Neben den neun Profis der Apulier werden zwei Freunde Masiellos, die auf Bari-Spiele hohe Summen gewettet haben sollen, verdächtigt.

Bar aufs Fußerl

Masiello hat bereits zugegeben, im Lokalderby gegen US Lecce am 15. Mai 2011 (0:2) gegen Bezahlung ein Eigentor erzielt zu haben. Bari stand als Absteiger fest, aber Lecce rettete sich noch. Dafür hätten er und zwei Komplizen von einem Mann aus dem Umfeld des Vereins aus Lecce rund 250.000 Euro in bar erhalten. Das berichteten italienische Zeitungen unter Berufung auf Protokolle der Staatsanwaltschaft in Bari. Internationale Wettorganisationen sollen an dem Deal ebenfalls beteiligt gewesen sein.

Laut Ermittlern stand Masiello an der Spitze einer Gruppe, die in der Lage war, die Resultate zahlreicher Spiele in ihrem Sinne zu manipulieren. Im Visier stehen unter anderem Serie-A-Spiele von Bari gegen Lecce, US Palermo, den FC Bologna, Chievo Verona und Sampdoria Genua. Zudem nehmen die Staatsanwälte inzwischen auch Begegnungen von Lazio Rom unter die Lupe.

Klubs wollen von nichts wissen

Masiello (26) wechselte am Saisonende zurück in die Serie A zu Atalanta Bergamo. Ausgerechnet Atalanta, das wegen der Verwicklung seines früheren Kapitäns Cristiano Doni in den Wettskandal mit einem Handicap von sechs Punkten in die Meisterschaft starten musste. Sowohl Bari als auch Bergamo versichern energisch, die Affäre sei Spielersache. Der Vereine hätten damit nichts zu tun. "Wir haben keinen Vorteil daraus gezogen, wir waren die Geschädigten", sagte Baris Sportdirektor Guido Angelozzi. Fast wortgleich äußerten sich Verantwortliche von Atalanta, das Masiello nach Bekanntwerden der Vorwürfe umgehend suspendierte. Auch Lecce wies jegliche Beteiligung an der Ergebnismanipulation zurück.

Der italienische Fußball-Verband FIGC will hart durchgreifen. "Nulltoleranz, rasche Prozesse und faire Strafen, die den Vergehen angemessen sein werden", kündigte Generaldirektor Antonello Valentini am Dienstag an. Man werde parallele Ermittlungen zu jenen der Ziviljustiz durchführen, die in den Skandal verwickelten Spieler könnten mit lebenslangen Sperren belegt werden. "Wenn sich der Fußball nicht verteidigt, verliert er seine Glaubwürdigkeit", sagte Valentini.

Masiello und seine Komplizen müssen mit langen Sperren und mehrjährigen Haftstrafen rechnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen die Bildung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel des Sportbetrugs vor.

Auch Ex-Teamspieler betroffen

Seit dem vergangenen Sommer sind in Italien mehr als 35 Personen im Zusammenhang mit dem Wettskandal verhaftet worden, darunter die ehemaligen Nationalspieler Doni und Giuseppe Signori. Auch ein Zweitligatorhüter sitzt in Haft. Der Ex-Kapitän von Bergamo hatte ausgesagt, sich am 11. März im Serie-B-Spiel mit Doni abgesprochen zu haben, worauf dieser problemlos einen Elfmeter verwandeln konnte.

Ein Geständnis über angebliche Manipulationen bei Lazio hatte der ehemalige Verteidiger des Zweitligisten Piacenza, Carlo Gervasoni, abgelegt, der am 27. Dezember verhaftet worden war. Gervasoni hatte sich zur Zusammenarbeit mit der Justiz entschlossen. (sid/APA/red, 3.4.2012)