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Manchester United stürmt weiter auf Meistertitel Nummer 20 zu.

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Eine aufopfernde Leistung der Blackburn Rovers konnte die Red Devils nicht bremsen.

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Auch der noch vor einigen Monaten viel gescholtene David de Gea setzte seine positive Entwicklung mit mehreren guten Paraden fort.

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Manchester United kann sich nur noch selbst um den 20. englischen Meistertitel in der Klubgeschichte bringen. So viel steht fest. Wenn die Red Devils in den kommenden paar Spielen nicht ausrutschen, sind sie wohl Meister, wusste auch der Trainer des einzigen verbliebenen Konkurrenten am Samstag zu sagen. "Wenn sie acht Punkte in Führung gehen, ist es vorbei", meinte Roberto Mancini. Gegen Blackburn tat der MUFC ihm den Gefallen jedenfalls nicht und gewann mit 2:0. Und Probleme zu Hause gegen die Queens Park Rangers kommenden Sonntag dürfte nur der größte City-Optimist erwarten.

Der Italiener verbarg nach dem verpatzten 3:3 gegen Sunderland seinen Frust mit seinem von Star-Allüren verfolgten Star-überladenen Team kaum. Er kritisierte vor allem Mario Balotelli offen für seine Zurschaustellung von genau keiner Lust an Arbeit. Auf die Frage, ob er seinen jüngeren Landsmann auswechseln wollte, antwortete Mancini: "Das habe ich schon nach fünf Minuten überlegt."

Balotelli bekam das nach einem Spiel mit zwei erzielten Treffern zu hören. Es ist zweifelhaft, ob er in der nächsten Runde der Stürmer sein wird, der City zum schwierigen ersten Ligasieg bei Arsenal seit 1975 verhelfen soll. Die Hoffnungen des City-Trainers ruhen eher auf Carlos Tevez - vor kurzem noch Buhmann und Verstoßener - und der Rückkehr des verletzten Sergio Agüero.

Solche Probleme hat Alex Ferguson momentan nicht. Während Mancini um seinen Job rauft und bei Pressekonferenzen bereits die Verbesserung gegenüber den letzten Jahren betont, ist die Stimmung im roten Teil von Manchester wesentlich besser. Obwohl die Saison bei United - je nach Sichtweise - gleich gut oder schlecht läuft wie jene von City (das zeitgleiche Aus in der Champions und Europa League, beide Klubs bleiben ohne Cup-Titel und spielen um die Meisterschaft), macht ums lebende Denkmal Ferguson selbstverständlich jeder noch so kritische Vogel einen großen Bogen. So wie die Nerven bei den Blauen blank liegen, so ruhig ist man bei United, nachdem man 31 der letzten 33 möglichen Punkte geholt hat.

Meisterrennen und Abstiegskampf kollidieren

Euphorie will man aber noch nicht aufkommen lassen: "Im Fußball können sich die Dinge schnell gegen dich drehen", sagte Alex Ferguson im Vorfeld des Spiels gegen Blackburn. Die verbleibenden Gegner sind hauptsächlich Abstiegskandidaten. "Die kämpfen um ihr Leben. Diese Art von Spielen ist immer eng", sagte der alte Schotte.

Genau das war es auch im ausverkauften Ewood Park. Blackburn lieferte eine heroische Underdog-Leistung. Die Spieler von Steve Kean warfen sich in die Bälle, arbeiteten höchst diszipliniert, doch am Ende siegte die Klasse des großen Gastes. Dass die Heimfans schon fünf Minuten vor dem Abpfiff gingen, hatte sich ihre Mannschaft an diesem Abend sicher nicht verdient.

Es war auch eher der Gesamtsituation geschuldet. Kean musste vor einigen Monaten immerhin noch hartnäckige Rücktrittsforderungen ertragen. Fans hatten sogar Protestmärsche organisiert. Doch der Trainer hat dem jungen Team seither ein neues Antlitz verpasst. Nur sechs Teams trafen heuer öfter als die Rovers - andererseits bekam nur Wolverhampton weniger Tore. Beim 3:2-Sieg im Old Trafford zu Silvester ging diese Spielanlage auf. Seit etwa dieser Zeit läuft es auch etwas besser für den Klub. Bringe man beständig Leistung, werde man nicht absteigen, sagt Kean.

Landsmann Ferguson hatte schon vor dem Ankick im Ewood Park viel Lob für Kean übrig, der dort freilich mit viel bescheideneren Mitteln arbeiten muss. "Er hat seine Würde bewahrt und verdient Lob von allen Seiten. Auch von den Fans. Vielen wird es wohl leidtun, was sie getan haben", sagte der Schotte. Er wird gewusst haben, wieso er das sagt, denn hätte Valencia in der 81. Minute nicht die außergewöhnliche Erfolgsvariante gewählt, aus spitzem Winkel von der Strafraumgrenze einfach mal hinzunageln, wäre Mancinis Hoffnung auf ein Remis möglicherweise erfüllt worden.

Viel Ballbesitz, wenig Chancen

United dominierte über die gesamte Partie. Aber die Mannschaft zeigte sich eindimensional, fuhr fast alle Angriffe über Antonio Valencias rechte Seite und kam über weite Strecken einfach nicht zu den ersehnten Abschlüssen. Lediglich in der 11. Minute war man wirklich nah dran, als Javier Hernandez aus kurzer Distanz die Stange traf und der Ball von dort zwar den Rücken von Keeper Paul Robinson ansprang, aber nicht zurück ins Tor.

Das Tor wäre ohnehin ein Umstrittenes gewesen, hatte doch Grant Hanley das Abseits nur aufgehoben, weil United einen Einwurf durchführte, obwohl er sich gerade angeschlagen am Boden befand. Weniger kontrovers wäre es gewesen, hätte Jonny Evans nach einem Eckball (31.) eine Ausbildung als Stürmer gehabt und sein Schuss im Strafraum dementsprechend auch das Potential, für ein Tor zu sorgen. So aber stellte er Robinson vor keine Probleme.

Ganz anders legte Blackburn das Spiel an. Die Mannschaft tat nach einer etwas mutigeren Startviertelstunde alles dafür, kein Tor zu bekommen. Selbst konterte man - und das gar nicht ungefährlich. David De Gea, der nach holprigem Kennenlernen der Premier League zuletzt immer besser in Form kommt, parierte vor der Pause gleich dreimal brillant im Dienste seiner Mannschaft. Bei Schüssen von David Hoilet (18.), Marcus Olsson (45.) und einem Hanley-Kopfball nach einer Ecke (46.) war der junge spanische Keeper zur Stelle und verbesserte seine Abwehr-Quote, die ohnehin schon die beste der Liga ist.

Keine Änderung nach der Pause

Nach der Pause änderte sich das Spiel zuerst nicht grundlegend. Aber Fergusson hatte sein Team offensichtlich angehalten, mehr aus der Distanz zu versuchen. Rooney verzog (53.). Rafaels Versuch (57.) wurde ebenso von Robinson pariert, wie ein Rooney-Freistoß aus guter Entfernung (55.). Wieder waren die Red Devils klar feldüberlegen und schnürten die Gastgeber nach einer Stunde für fünfzehn Minuten richtiggehend ein. Auch die Einwechslung von Ryan Giggs, Danny Welbeck und Ashley Young sorgten für mehr Druck und variantenreichere Angriffe.

Doch die Rovers kämpften sympathieerweckend und blieben im Gegenzug gefährlich. Ein Tor von Morten Gamst Pedersen (62.) erkannte der gut agierende Howard Webb korrekterweise ab, weil der Ball vor dem Zuspiel bereits das Spielfeld knapp verlassen hatte. Rio Ferdinand musste beim schönsten Angriff des Heimteams in allerletzter Sekunde mit einem sehenswerten Tackling den Abschluss von Yakubu blocken (77.). Drei Minuten später funktionierte ein Fallrückzieher des Nigerianers im Fünfmeterraum nicht wie gewollt.

Kurz darauf ging United durch Valencias Schuss in Führung. Brach der Brechstangenerfolg auch die Herzen der Rovers, so brachen im gut gefüllten Auswärtssektor auf den Rängen spontan erste Meisterfeiern aus. Mitten in die Gesänge hinein sorgte Ashley Young mit einem herrlichen Drehschuss von der Strafraumgrenze (86.) für das 0:2 und die endgültige Entscheidung. Sein Team hat nun fünf Punkte Vorsprung auf City, und wenn man am Sonntag gegen die Queens Park Rangers gewinnt werden es acht sein, noch bevor der Lokalrivale im Emirates Stadium auflaufen kann.

Wie gesagt: Manchester United kann sich nur noch selbst schlagen. (tsc, derStandard.at, 2.4.2012)