Jerusalem/Wien - Ein möglicher Angriff Israels auf den Iran könnte bis 2013 verschoben werden. Es gebe Hinweise, dass die Sanktionen des Westens gegen Teheran bereits "Früchte tragen", außerdem wolle man die kommenden Atomgespräche zwischen dem Iran und der Fünf-plus-Eins-Gruppe (UN-Vetomächte plus Deutschland) abwarten, schrieb die "Jerusalem Post" am Mittwoch in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf hochrangige israelische Militärs.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte am Dienstag, die internationalen Sanktionen würden die iranische Wirtschaft schwächen, aber nicht genug, um die Nuklearambitionen Teherans auch nur im mindesten zu stoppen. Bei einer Pressekonferenz anlässlich des dreijährigen Bestehens seiner Koalitionsregierung verglich Netanyahu nach Angaben der Zeitung "Haaretz" außerdem die Wehrlosigkeit der Juden gegenüber dem Nazi-Terror indirekt mit der heutigen Situation des jüdischen Staates und dessen Bedrohung durch das iranische Atomprogramm.
"Das jüdische Volk hat vor siebzig, achtzig Jahren nicht über diese Fähigkeiten verfügt. Wir hatten nicht diese Mittel zur Verfügung, die heute existieren. Es ist unsere Pflicht, von ihnen Gebrauch zu machen, um die schändlichen Absichten unserer Feinde zu durchkreuzen", sagte der israelische Premier ohne den Iran direkt zu erwähnen.
Weltweite Besorgnis
Vor zwei Monaten hatten öffentliche Debatten in Israel über einen möglichen Militärschlag gegen den Iran weltweit Besorgnis ausgelöst. Regierungsvertreter hatten gemeint, die Zeitspanne, um einen wirksamen Militärschlag gegen das iranische Atomprogramm zu führen, werde bald zu Ende sein. Dann werde Israel nichts mehr gegen den Bau einer iranischen Atombombe unternehmen können.
Netanyahu und Verteidigungsminister Ehud Barak hatten gemeint, die Folgen eines iranischen Gegenschlags bei einem Angriff auf iranische Atomanlagen wären weniger gefährlich als ein Iran, der über die Atombombe verfüge. (APA, 4.4.2012)