St. Pölten - Der "Mailboxstreit", der derzeit Grüne und Volkspartei im Lande entzweit, ist noch nicht ausgestanden. Zwar wurde der Begrüßungstext im digitalen Beschwerdebriefkasten der Ökopartei am Freitag abgeändert - doch das ist bei weitem nicht genug, um den Unmut VP-Landesgeschäftsführers Gerhard Karner zu beseitigen.

"Einen solchen Stil waren wir in Niederösterreich bisher nicht gewöhnt", ereifert sich Karner im Gespräch mit dem STANDARD. Auch die entschärfte Mailboxversion leiste "miesen Vernaderungsmethoden" Vorschub.

Ein Textvergleich: Statt "Pröll hat ein Problem - uns!!! Dafür haben wir unsere Box eingerichtet", ist als Einleitung zur Aufforderung, den Grünen anonym "Hinweise und Informationen" zu mailen nunmehr: "Macht braucht Kontrolle. . .Kontrolle ist eine notwendige Staatsfunktion und keine Majestätsbeleidigung" zu lesen.

Auch eine Aussprache zwischen Grünen-Klubchefin Madeleine Petrovic und VP-Klubobmann Klaus Schneeberger Ende vergangener Woche habe, so Karner, keine ausreichenden Folgen gezeitigt: "Hätten die Grünen einen Ombudsmann, so wäre es O.K.", präzisiert der VP-Landesgeschäftsführer. Mailboxen wie die vorliegende habe er "bisher nur Fußi oder der FP Oberösterreich" zugeordnet.

Bei den Grünen herrscht zunehmende Verbitterung über die fortgesetzte Kritik: Bei der Aussprache habe Schneeberger die "persönliche Getroffenheit des Landeshauptmanns" über Mailboxversion Eins (jener mit den 'Sorgen' Prölls) hervorgekehrt, sagt Grünen-Landesgeschäftsführer Thomas Huber. Mit der Textabänderung habe man "klarstellen wollen, dass es um keine persönliche Kritik an Pröll geht - und dieser Text bleibt jetzt im Net!".

Wie seine Klubchefin während der Budgetlandtagssitzung am Montag auch will er sich "im Übrigen bei der Volkspartei sehr für die viele Gratiswerbung bedanken": Homepage samt Mailbox hätten Zugriffszahlen wie noch nie zuvor.

Camperprobleme

Dies habe dazu geführt, "dass wir via Mailbox schon von einer ganzen Reihe Probleme der Bürgerinnen und Bürger mit ihren Ortschefs oder dem Land erfahren haben". So habe man - neben "einer Reihe kleiner Dinge wie wie wilden Mülldeponien - etwa von den Problemen der Dauercamper in der Gemeinde Laxenburg erfahren. Deren Campingplatz solle geschlossen werden: "Die Leute haben dort zum Teil schon Kleingärten angelegt - jetzt droht ihnen die Absiedlung. Vielleicht ist es möglich, einen Kompromiss zu finden".

Für eine solche konsensuale Lösung, so Huber, würden sich die Grünen im Laxenburg nunmehr stark machen: Eine Ansage, auf die Karner mit großem Missfallen reagiert. "Es gibt klare demokratische Möglichkeiten der Kontrolle wie jene der Anfrage", entgegnet er. Die Sorgen der Niederösterreicher könne nur wirklich erfahren, wer "im Land viel unterwegs ist und weiß, was die Menschen wirklich bewegt". (bri/DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2003)