Nachholbedarf der EU-Erweiterungsländer.

grafik: der standard
Brüssel - Das Einkommensniveau in den Beitrittsländern der Europäischen Union wird frühestens 2060 das derzeitige EU-Niveau erreichen. Selbst um an drei Viertel des Lohnniveaus heranzukommen, wird es für die Beitrittsländer mindestens noch 40 Jahre dauern, geht aus einer Studie der Economist Intelligence Unit (EIU) hervor, die am Montag in Brüssel veröffentlicht wurde.

Die EU per se sei dabei noch kein Garant, dass die zehn neuen EU-Staaten diese Zieldaten auch tatsächlich erreichten, meinen die Autoren. Die Politik der Beitrittsländer müsse aktiv die Chancen ergreifen, die ihnen die EU bietet. Bleibe es bei der aktuellen Politik und den damit verbundenen Rahmenbedingungen, würde es noch knapp ein Jahrhundert dauern, bis ein Gleichstand zwischen der Wirtschaft in Ost- und Westeuropa erreicht werde, betonte EIU-Direktor Daniel Franklin in Brüssel.

Nicht ganz so trist

Für die unmittelbaren österreichischen Nachbarländer sieht die Perspektiven allerdings nicht ganz so trist aus. Die Einkommen in Ungarn und Slowenien sollen im besten Fall schon in 31 Jahren EU-Niveau erreichen, jene in der Slowakei in 38 und jene in Tschechien in 39 Jahren. Nach einer im Rahmen der Studie durchgeführten Umfrage unter 315 europäischen Unternehmenschefs ist das Wirtschaftsumfeld in Tschechien und Ungarn bereits am weitesten fortgeschritten. Die Mehrheit der Befragten hält Prag für die "Wirtschaftshauptstadt" der zehn neuen EU-Länder.

Den Beitritt der neuen EU-Staaten zur Wirtschafts- und Währungsunion erwarten die Studienautoren bereits in drei bis fünf Jahren. Größter Gewinner in den Beitrittsländern wird nach der Umfrage der Tourismusbereich sein, gefolgt von der Telekommunikationsbranche und der Konsumgüterindustrie.

Wenig Einfluss

Für die bestehenden EU-Länder erwartet die EIU durch Erweiterung wenig Einfluss. Die Beitrittsländer seien mit einem Bruttoinlandsprodukt von zusammen weniger als fünf Prozent des Wirtschaftsvolumens der EU-15 "einfach zu klein".

Russland kann seine Wirtschaftsleistung nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds innerhalb eines Jahrzehntes verdoppeln. Dieses von Präsident Wladimir Putin im vergangenen Monat genannte Ziel sei realistisch, sagte die stellvertretende IWF-Chefin Anne Krueger der russischen Wirtschaftszeitung Kommersant anlässlich eines Besuchs in Moskau. Dazu notwendig wäre laut Krueger ein durchschnittliches jährliches Wirtschaftswachstum von 7,2 Prozent. "Ein solches Wachstum ist in einem Land wie Russland durchaus erreichbar." (DER STANDARD Print-Ausgabe, 17.6.2003)