So gut die Windkraft ökologisch ist, so schlecht ist sie netztechnisch: Im Norden gibt es nämlich einen Erzeugungsüberschuss, dem ein Mangel im Süden gegenübersteht. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, müssen die kalorischen Kraftwerke in Kärnten und der Steiermark hochgefahren werden, wenn der Wind im Norden kräftig weht.
Teures Engpassmanagement
"Das Engpassmanagement kostet schon jetzt 15 Millionen Euro", sagt Herbert Schröfelbauer, der Chef der Verbund- Netzgesellschaft APG. Das Stromnetz sei mit einer Gießkanne zu vergleichen: Wenn man mehr Wasser einfüllt, als durch den engen Auslass passt, geht die Kanne über. Den Mangel an Netzkapazitäten dürfe man nicht leicht nehmen, so APG-Technikvorstand Heinz Kaupa: "Das ist kein Spiel mehr - man kann sich nicht über die physikalischen Gesetze hinwegsetzen."
Um die erwartete Verdoppelung der installierten Windkraftleistung von jetzt 700 Megawatt auf etwa 1500 MW auch ableiten zu können, seien Investitionen von zusammen 370 Mio. Euro erforderlich. Das würde den Haushalten eine geschätzte Mehrbelastung von 0,62 Cent pro Kilowattstunde (kWh) bescheren. Bei einem Wiener Durchschnittshaushalt (3500 kWh) wäre das ein Aufschlag von rund 56 € oder eine Verteuerung auf die gesamte Stromrechnung von zwölf Prozent.
Lückenschluss
Um einen Zusammenbruch der Stromversorgung zu verhindern, will der Verbund die Lücken im Hochspannungsnetz schließen. Die Verbindung vom Südburgenland in die Steiermark soll 120 Mio. Euro kosten. Seitens der lokalen Bevölkerung gibt es massiven Widerstand gegen das Projekt, der den von Kaupa errechneten Zeitplan (Fertigstellung bis Ende 2007) über den Haufen werfen könnte. Zumindest der Vorprüfungsbescheid zum 380-kV-Lückenschluss soll Mitte Juli auf dem Tisch liegen, dann sind die Länder und Gemeinden zuständig. Das Leitungsprojekt liegt seit 17 Jahren auf Eis.