Krems/Mödling - Medienrummel hat Mittwoch früh am bzw. vor dem Friedhof Gumpoldskirchen (Bezirk Mödling) geherrscht. Im Zusammenhang mit den zwei ungeklärten Todesfällen bzw. möglichen Gift-Morden in Wien und Niederösterreich wurde dort die zweite Exhumierung durchgeführt. Die Leiche des am 15. Oktober 2010 verstorbenen Wieners Herbert A. (68), bei dem in einer Gewebeprobe das 50-fache der normalen Arsenkonzentration festgestellt wurde, soll nun toxikologisch untersucht werden. Mit einem Ergebnis ist erst in rund vier Wochen zu rechnen, sagte Franz Hütter, Sprecher der Kremser Staatsanwaltschaft.

Der Friedhof war wegen der Exhumierung offiziell von 6.30 bis 10.00 Uhr gesperrt worden - wegen "dringlicher Arbeiten", wie es auf einem Schild beim Eingang hieß. Schon ab dem Morgengrauen hatten Kamerateams gewartet, zahlreiche Polizisten bewachten das Areal. Im Beisein von Kriminalisten, dem Gerichtsmediziner und Bestattern begannen die Arbeiten dann gegen 7.00 Uhr - unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die Kamerateams hatten sich an der Friedhofsmauer positioniert. Nach rund einer Stunde war die Bergung abgeschlossen. Der ausgehobene Sarg wurde zunächst verdeckt, dann in einen metallenen Sarg hineingestellt und schließlich mit einem kleinen Lieferwagen abtransportiert.

Spekulationen über Herbstzeitlose

Bereits am Montag war die Leiche des Niederösterreichers Alois F. (62), der in Schwechat beerdigt worden war, wieder ausgegraben worden. Die Symptome in seinem Krankheitsverlauf sprechen laut Gerichtsmediziner Christian Reiter für ein pflanzliches Gift. Dass es - wie in verschiedenen Medienberichten verlautbart - die Herbstzeitlose gewesen sein soll, bezeichnete Hütter als "eine Spekulation". Gesichert könne man noch nichts sagen, außer, dass beide Männer tot seien, betonte er.

In beiden Fällen steht eine 51-Jährige unter Mordverdacht, die sich in Krems in Untersuchungshaft befindet. Sie soll als "Pflegerin" vor deren Tod mit den Männern zusammengelebt und nach ihrem Ableben ihre Verlassenschaft an sich gebracht haben. Die Frau bestritt bisher sämtliche Vorwürfe.

Seitens der Staatsanwaltschaft wird auch gegen ihren 28-jährigen Sohn wegen vermögensrechtlicher Verdachtsmomente ermittelt, so Hütter. Einen Verdacht hinsichtlich Mord oder Beihilfe dazu gebe es nicht. Der Mann ist in Polen aufhältig, einvernommen wurde er noch nicht.

Während die Ermittlungsbehörde jetzt rund vier Wochen auf die Ergebnisse der chemischen Untersuchungen nach den beiden Exhumierungen von Alois F. und dem Wiener Herbert A. (68), der 2010 schleichend mit Arsen vergiftet worden sein soll, warten muss, sind weitere Erhebungen im Umfeld der beiden Toten geplant. Auch die Krankengeschichte der Männer soll genauer beleuchtet werden. (APA, 4.4.2012)