Wien - Nach der großen Makart-Ausstellung des Vorjahres widmet man sich im Wiener Künstlerhaus unter dem Titel "Magic & Mystery" bis 3. Juni einem weiteren Malerfürsten des Historismus, dem Ungarn Mihály Munkácsy (1844-1900).
Munkácsys größtes Gemälde hängt permanent in Wien: Seine 100 Quadratmeter große, in einem eigens angemieteten Atelier in Neuilly-sur-Seine gemalte "Apotheose der Renaissance" beeindruckte als Deckengemälde im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums (KHM) bereits Kaiser Franz Joseph. Auch die "Christus-Trilogie" der Ungarischen Nationalgalerie, über 4 mal 6 Meter große Gemälde, erzielt monumentale Wirkung. "Christus vor Pilatus", das als erstes der drei Bilder des Zyklus gemalte Werk, wurde bereits ein Jahr nach seiner Erstpräsentation in Paris 1882 im Rahmen einer Tournee durch die europäischen Metropolen im Künstlerhaus gezeigt. Innerhalb von 45 Tagen kamen 50.000 Besucher. "Wir hoffen, die Zahlen von damals diesmal noch zu übertreffen", meinte Imre Pákh, der Gründer der Munkácsy-Stiftung, bei der Präsentation der Ausstellung.
Die Wiener Personale verdankt ihr Zustandekommen nicht zuletzt dem Umstand, das die Ungarische Nationalgalerie derzeit umgebaut wird. Gerne verleihe man in dieser Zeit seine Schätze, schilderte Nationalgalerie-Direktor György Szücs. Porträts, Stillleben und Landschaften, Salon-, Genre- und Historienbilder sollen einen repräsentativen Überblick über das reichhaltige Oeuvre Munkácsys geben, der sich von Historismus und Impressionismus ebenso inspirieren ließ wie von Realismus und Symbolismus.
Der bestbezahlte lebende Künstler seiner Zeit
In seiner Heimat sind heute vor allem seine romantisch-realistischen Genrebilder aus dem Landleben am bekanntesten. Seine späten Historienbilder, wie etwa das Wandepos "Arpads Landnahme" 1893 für das ungarische Parlamentsgebäude, fanden durchaus nicht ungeteilte Zustimmung und wurden verschiedentlich als zu pathetisch kritisiert. Ergänzt wird die Schau mit Dokumenten und Fotos, aber auch einem Katalog, der etwa den Einfluss des Kunsthändlers Charles Sedelmeyer auf die damalige Weltgeltung des Malers untersucht. "Munkácsy war der bestbezahlte lebende Künstler seiner Zeit", sagte Pákh nicht ohne Stolz, und ergänzte verschmitzt: "Vor allem in den USA interessiert man sich sehr für so etwas ..."
"Unser Ziel ist es, Munkácsy auch international jene Bedeutung wiederzugeben, die er einst besessen hat. In Ungarn ist uns das bereits gelungen", so Pákh. "Die Ungarische Nationalgalerie besitzt das frühe Werk von Munkácsy. Pákh hat auf vielen Auktionen das verstreute spätere Werk des Malers zusammengetragen. Diese beiden Sammlungen ergänzen einander gut", erklärte Zsuzsanna Bako, gemeinsam mit Christian Huemer die Kuratorin der über 100 Exponate zählenden Schau: "Wir wollen einen Überblick bieten über die außerordentlich große Vielseitigkeit dieses großen Malers."
Brücke im Stiegenhaus des KHM
Die Wien-Beziehungen Munkácsys sind vielfältig. So begann der mit acht Jahren zum Waisen gewordene junge Künstler 1865 an der Wiener Akademie der bildenden Künste zu studieren, musste sein Studium nach einer Erhöhung der Studiengebühren im Jahr darauf jedoch in München fortsetzen. Zu dem Mammut-Auftrag im KHM kam Munkácsy allerdings erst nach dem Tod des zunächst beauftragten Hans Makart und dem ebenso plötzlichen Ableben des als Ersatz berufene Hans Canon.
Das Gemälde "Apotheose der Renaissance", auf dem man Leonardo im Gespräch mit Raffael betrachten kann und auf dem Michelangelo, Tizian und Veronese ebenso abgebildet sind wie Papst Julius II., ist dank der für die Klimt-Ausstellung aufgestellten Brücke im Stiegenhaus des KHM derzeit aus der Nähe zu betrachten - mit dem Künstlerhaus-Ticket bei ermäßigtem Eintritt. (APA/red, 4.4.2012)