Die Broschüre "Die Eizellspende" kann über die Homepage von "Aktion Leben" mit einer Mindestspende von 2,50 Euro bestellt werden. 

Der Tagungsband "Die Eizellspende - schafft sie mehr Probleme als sie löst?" ist für 10 Euro erhältlich.

Cover: Aktion Leben

Künstliche Fortpflanzung ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Für viele Paare, die lange versucht haben, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, aber auch für homosexuelle Paare ist sie oft die letzte Möglichkeit, ein leibliches Kind zu bekommen.

Nachdem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte im November 2011 das Verbot der Eizellen-Spende in Österreich als nicht menschenrechtswidrig bestätigt hat, herrscht derzeit kein gesetzlicher Handlungsbedarf. Doch von Seiten der Reproduktionsmedizin als auch von der Politik gibt es weiterhin Bestrebungen, das Fortpflanzungsgesetz in Österreich für Eizellenspenden zu öffnen.

Einseitiger Fokus auf Kinderwunsch

Diese Diskussion zum Anlass nehmend hat die NGO "Aktion Leben" eine Info-Broschüre zum Thema Eizellspende veröffentlicht. Die Schwangeren-Beratungseinrichtung ist eine überkonfessionelle Einrichtung, bekennt sich jedoch zu christlichen Werten und dem Begriff "Lebensschutz" (siehe das dieStandard.at-Interview mit Martina Kronthaler zum Verhältnis ihrer Einrichtung zur katholischen Kirche).

Die NGO hat im letzten Jahr eine Tagung mit internationaler Beteiligung zum Thema Eizellen-Spende veranstaltet und beschäftigt sich seit geraumer Zeit aus ethischer Perspektive mit der Frage. Ihre Hauptkritik lautet: In der Diskussion um das Eizellespende-Verbot werde zu wenig Augenmerk auf das Wohl der künstlich gezeugten Kinder und der Spenderinnen genommen.

In der knapp 30-seitigen Broschüre skizziert Autorin Martina Kronthaler die gesetzlichen, medizinischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen Eizellen-Spenden in Europa getätigt werden. Denn auch wenn die Eizellen-Spende in Österreich verboten ist, nehmen einige österreichische Paare die Möglichkeiten in Spanien oder auch in osteuropäischen Ländern für sich in Anspruch. Offiziell dürfen Eizellenspenderinnen nicht für ihre Spende bezahlt werden, doch laut europäischer Gewerberichtlinie ist eine "Aufwandsentschädigung" für die Frauen möglich. Profitabel ist das Geschäft für die Spezialkliniken allemal: In Spanien etwa erhalten die Spenderinnen in privaten Instituten zwischen 800 und 1.000 Euro, eine IVF-Behandlung kostet für die Kundin 9.000 Euro.

Risiken für die Spenderin

Der körperliche "Aufwand" ist für die Spenderin dabei nicht ohne. Ein bereits bekanntes Risiko ist das sogenannte Überstimulationssyndrom: Je nach Studie liegt das Risiko zwischen 0,5 und 10 Prozent. Über die Folgen der hormonellen Stimulierung der Frauen (mit einem Eingriff müssen ja 10 bis 12 entwickelte Eizellen entnommen werden) sind derzeit kaum Langzeitstudien vorhanden.

Risiken für das Kind

Aber auch für Kinder, die durch die Invitro-Fertilisation gezeugt wurden, ergeben sich gesundheitliche Risiken. Bereits seit langem ist das erhöhte Frühgeburtsrisiko bekannt. Die Rate ist fünf bis sechsmal so hoch wie bei natürlich gezeugten, was zu einem erheblichen Teil auf die vielen Mehrlingsschwangerschaften durch IVF zurückzuführen ist. Die Broschüre zitiert weiters eine Studie, wonach die Rate an Totgeburten (Föten mit mehr als 500g Körpergewicht) nach künstlicher Befruchtung viermal so hoch ausfällt wie nach spontaner Empfängnis.

Über die mentalen Auswirkungen bei künstlich gezeugten Kinder, gibt es bisher kaum Forschung. Das Recht, seine Eltern zu kennen, ist in Artikel 7 der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten. Im Internet finde immer mehr Vernetzung von betroffenen Kindern statt, die ihre genetischen Elternteile suchen oder ihre Halbgeschwister. Derzeit ist die anonyme Eizellen-Spende allerdings nur in Großbritannien und den Niederlanden verboten.

Gespaltene Mutterschaft

Die Eizellspende sei auch nicht ohne weiteres mit der Samenspende zu vergleichen, führt die Broschüre weiters aus. Sie führe nämlich zu einer "gespaltenen Mutterschaft", weil zwei biologische Mütter (die genetische und die austragende) entstehen.

Erfolgsaussichten

Eines ist klar: auch Frauen, die für sich selbst eine IVF anstreben, müssen sich einer ähnlich belastenden Hormontherapie aussetzen. Richtet sich Aktion Leben also generell gegen die Methoden der künstlichen Befruchtung? "Die IVF kann Paaren helfen, die einen Kinderwunsch haben, und das ist natürlich positiv. Aber es muss auch gesehen werden, dass den meisten Kinderwunsch-Patientinnen durch IVF eben nicht geholfen wird. Nach einem Behandlungszyklus bekommen 15 bis 20 Prozent der Frauen ein Baby. Die Geburtenrate nach IVF beträgt etwa 20 Prozent - weltweit," betont Autorin Martina Kronthaler, die auch die Generalsekretärin von Aktion Leben ist. Grundsätzlich stört sie, dass die Reproduktionsmedizin gesellschaftlich derart forciert werde, obwohl sie eigentlich gar nicht so gut funktioniert.

Was Kronthaler fehlt, sind präventive Maßnahmen, um Frauen vor der Gefahr eines unerfüllten Kinderwunsches zu schützen. "Die aktuelle Gesundheitskampagne zum Thema Endometriose geht z.B. in die richtige Richtung. Junge Frauen müssen mehr darüber aufgeklärt werden, welche Risiken es in Bezug auf ihre Fortpflanzungsfähigkeit gibt." Handlungsbedarf sieht Kronthaler aber auch noch anderswo: "Wir wissen, dass einer der Hauptgründe für Unfruchtbarkeit die immer spätere Familienplanung bei Frauen ist." Die Politik sieht sie aufgerufen, Rahmenbedingungen für die bessere Vereinbarkeit von Ausbildung, Beruf und Familie zu schaffen. (freu, dieStandard.at, 4.4.2012)