Polly Apfelbaum (geb. 1955) ließ sich bei der Serie "Feelies" von den Qualitäten des Materials überraschen. In "Weaving Lines" (hinten) hat die Künstlerin hingegen die absolute Kontrolle.

Foto: Wörgötter

Wien - Wie ein Blütenregen ergossen sich manche von Polly Apfelbaums Arbeiten über den Boden. "Fallen Paintings" - hinuntergefallene Malerei - arrangiert aus intensivfarbigen, eingefärbten Synthetikstoffen. Aufwändige Installationen, die auf dem Boden von Galerien ein temporäres Dasein fristeten. Am Boden liegend, erinnerten sie an häusliches Inventar, etwas Alltägliches, sagt die in New York lebende Künstlerin. "Aber man kann damit nicht leben."

Polly Apfelbaums fröhliche Blumeninstallationen waren jedoch bereits zu etwas wie einem Markenzeichen geworden. "Ich hasste das", sagt sie. "An einem bestimmten Punkt in deinem Leben musst du dich fragen, was kommt als Nächstes?" Apfelbaum wollte zurück zu "reinerer, unverfälschterer Abstraktion". Mehr als die Ornamente interessierten sie Licht, Farbe und Form.

Die Ergebnisse dieser Rückkehr zur Abstraktion sind nun in Apfelbaums Ausstellung Planiverse in der Galerie nächst St. Stephan zu sehen: Im zweiten Raum hat sie zwei Stoffbahnen mit grellem Farbverlauf ausgebreitet; industriell gefärbte und gekaufte Stoffe, an denen sogar noch die Nylonfäden der Etiketten hängen. "Eine andere Form von Einfachheit, simpel und einfach ausgerollt."

Eine neue Minimalität, zu der sie über den Umweg der reizenden Feelies gekommen ist: bunt gemusterte kleine Bildobjekte aus Plastilin und Polymer-Ton, denen man das Handgemachte auf den ersten Blick ansieht. "Ich vermisste es, mit meinen Händen zu arbeiten und hatte nie kleine Objekte gemacht. Das Taktile daran interessierte mich."

Apfelbaum beschreibt das Arbeiten mit dem ihr unbekannten, also weniger gut zu kontrollierenden Material, das sie schnitt und mit dem Nudelholz ausrollte, als lustvolles Experimentieren. Sie beschloss, das Material auch nicht zu brennen, die Ergebnisse im Fragilen und Prozesshaften zu belassen: "Es war überraschend. Und ich mag es, mich selbst zu überraschen." Oft folgt die Form den Eigenarten des Materials.

Die Feelies haben gleich drei Paten - den abstrakten Maler Paul Feeley, Objekte der Keramikerin Rose Cabat und die Underground-Rocker The Feelies. Die Objekte vereinen Eigenschaften von allen dreien: abstrakte Malerei, Handwerkliches der Plastik und Unkontrolliertes des Underground. Fröhliches Minimal. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 5.4.2012)