Man lernt nicht für die Schule, sondern fürs Leben, lautet einer der Sprüche, die man als Schüler nicht mehr hören möchte. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, einer Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, belegt nun, dass eine längere Bildungsdauer ein höheres Einkommen nach sich zieht. Jedes Jahr, das mit der Ausbildung zugebracht wird, erhöht das spätere Einkommen in Österreich um fünf Prozent für Männer und sechs Prozent bei Frauen.

Höchstwerte für Luxemburg, Irland und Portugal

Die Studienautoren Concetta Mendolicchio und Thomas Rhein untersuchten zwölf europäische Länder, Österreich liegt dabei im Mittelfeld. Zusätzliche Bildung zahlt sich am meisten in Luxemburg aus, in dem kleinen Benelux-Staat bringt ein Jahr zusätzliche Bildung rund neun Prozent mehr Einkommen. In Irland und Portugal liegt der Prozentsatz, um den sich das Einkommen pro Bildungsjahr erhöht, für Frauen bei fast zehn Prozent.

"Die niedrigsten Bildungsrenditen haben schwedische und niederländische Frauen, aber auch in Italien und Deutschland sind die Erträge der Frauen unterdurchschnittlich", heißt es in der Studie. Die Zahlen - von den Studienautoren Bildungsrendite genannt - sind natürlich rechnerische Durchschnittswerte, Sitzenbleiber und Langzeitstudenten können nicht auf ein höheres Einkommen hoffen als jene, die ihr Studium regulär absolviert haben.

Bessere Ausbildung reduziert Gender Gap

In neun von zwölf untersuchten Ländern profitierten Frauen stärker von zusätzlicher Bildung als Männer. Das hängt auch mit den unterschiedlichen Einkommen von Männern und Frauen zusammen: "Mit steigendem Bildungsniveau nimmt der geschlechterspezifische Lohnunterschied ab", so die Studienautoren. Auch hochqualifizierte Frauen verdienen laut der Studie im Durchschnitt weniger als hochqualifizierte Männer, bei Niedrigverdienern sind die Lohnunterschiede jedoch höher. Besser Ausgebildete sind auch seltener arbeitslos.

Bildungsgrad wirkt sich auf Fertilität aus

Ein steigendes Bildungsniveau wirkt sich aber auch auf die Fruchtbarkeit aus: "In fast allen Vergleichsländern sinkt die Fertilität mit steigendem Bildungsniveau", stellen die Autoren fest - eine Ausnahme sei jedoch Österreich. Näher wird das in der Studie allerdings nicht ausgeführt.

Sehr unterschiedlich ist die Zeit, die in der Schule oder einer anderen Ausbildung verbracht wird. In Portugal sind es weniger als neun Jahre, in Deutschland fast 14 Jahre. In Österreich liegt die durchschnittliche Ausbildungszeit für Frauen bei etwas mehr als elf Jahren, bei Männern bei rund zwölf Jahren. (seb, derStandard.at, 5.4.2012)