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TA-Chef Hannes Ametsreiter

Foto: APA/Fohringer

Wien - Die mit der firmeninternen Aufarbeitung der Telekom-Skandale betraute Beraterfirma BDO Deutschland hinterfragt nun auch die Rolle des amtierenden Telekom Austria-Chefs Hannes Ametsreiter bei Aufträgen an den Lobbyisten Peter Hochegger. Wie das "Format" im Voraus berichtet, soll Ametsreiter, einst Marketingchef der Mobilkom, BDO den Prüfschwerpunkt aber auf den Festnetzsektor gelegt haben. Stimmt nicht, sagt Telekom-Sprecher Alexander Kleedorfer zur APA: "BDO Deutschland untersucht in alle Richtungen und es gibt definitiv keinen Schwerpunkt auf den Festnetzbereich." Für die Aufarbeitung der Ungereimtheiten ist bei der Telekom deren Task Force zuständig, an deren Spitze Aufsichtsratschef Markus Beyrer steht. Weiters berichtet "Format", dass nur Rechnungen über jeweils mindestens 50.000 Euro geprüft werden sollen. Der Auftraggeber für die BDO-Prüfung sei außerdem der Aufsichtsrat und nicht der Vorstand der Telekom Austria. Zur Geringfügigkeitsgrenze von 50.000 Euro hält die Telekom fest: "Es wird alles geprüft was relevant ist, sowohl im Festnetz- als auch im Mobilfunkbereich."

14 Millionen Auftragswert

Von der Mobilkom wurden dem Bericht zufolge Aufträge an Hochegger über insgesamt 14 Mio. Euro vergeben. Bisher wurden zwei Aufträge mit einem Gesamtwert von 190.000 Euro als auffällig eingestuft. Doch auch andere Rechnungen könnten für Erklärungsbedarf sorgen - für ähnliche Aufträge musste sich der ehemalige Festnetzchef Rudolf Fischer bereits vor den Ermittlungsbehörden und als Zeuge im parlamentarischen Korruptions-U-Ausschuss rechtfertigen. So soll es im Februar 2009 einen 211.000-Euro-Auftrag für Hochegger für das Projekt "Public Affairs Maßnahmen - Regulierung" gegeben haben, erteilt von Ametsreiter. Zum Leistungsumfang heißt es laut "Format" in einem Unternehmenspapier: "Gespräche mit Vertretern aus dem Regierungsumfeld (Telekomregulator, Verkehrsministerium); Regelmäßiges Update der IKT-Sprecher der Regierungsparteien." SPÖ-Telekomsprecher Kurt Garthlehner und sein ÖVP-Gegenüber, Karin Hakl, haben nach dem Bekanntwerden fragwürdiger Zahlungen durch die Hochegger-Firma Valora auf parteiinternen Druck ihre Sprecherfunktion mittlerweile zurückgelegt. Beide bestreiten vehement, in Malversationen verwickelt zu sein.

Sponsoring für Roadshow

Das "Format" berichtet weiters von einem 45.000 Euro schweren Sponsoring der Mobilkom für die umstrittene Roadshow des damaligen Finanzministers Karl-Heinz Grasser (früher FPÖ, dann ÖVP). Geld floss auch an die Werbefirma "Zehnvierzig GmbH" von Grasser-Freund Walter Meischberger - und zwar 38.000 Euro für "Kreativleistungen", ein Leistungsnachweis hierfür wurde bisher nicht gefunden.

Die Werbeagentur Euro RCSG, selbst Auftragnehmer der Telekom, soll Ametsreiter ein Elektroauto der Marke Tesla für Promotionzwecke zur Verfügung gestellt haben. Laut "Format" prüft die Telekom, ob dies mit ihren neu ausgearbeiteten Benimm-Regeln vereinbar ist. Dazu TA-Sprecher Kleedorfer: "Telekom Austria bzw. A1 entwickelt Produkte im Bereich eMobility und verwendet dazu verschiedene Elektroautos, unter anderem einen Tesla. Die Elektroautos dienen der Promotion und Medialisierung speziell der Strom-Tankstellen und allgemein des Themas eMobility. Der Tesla wird über die Euro RSCG gemietet. Die Vorstände sind nur einige Male in den vergangenen drei Jahren mit dem Auto gefahren, zum Beispiel für Fotoaufnahmen."

Ametsreiter hatte stets betont, dass er mit den mutmaßlichen Malversationen bei der Telekom nichts zu tun habe und versprach vollständige Aufklärung. Mitte Februar war bekannt geworden, dass Ametsreiter von der Justiz als Beschuldigter geführt wird. Es steht der Vorwurf der Bestechlichkeit im Raum, es gilt die Unschuldsvermutung. Von der Telekom hieß es bei Bekanntwerden des Beschuldigtenstatus, es handle sich um eine anonyme Anzeige, die völlig haltlos sei.

Ein normaler Geschäftsfall

Ob Ametsreiter die Agentur Hochegger damit beauftragt hat, "regelmäßige Updates der IKT-Sprecher der Regierungsparteien" durchführen, beantwortet die TA ausweichend: "Anfang 2009 wurde der angesprochene Vertrag mit der Agentur Hochegger.com verlängert - ein damals normaler Geschäftsfall, da der Ruf der Agentur Hochegger noch tadellos war. Die Beauftragungen an Hochegger.com aus vergangenen Jahren wurden bereits vor geraumer Zeit penibel untersucht: Weder die interne Revision noch die forensischen Prüfer von Deloitte konnten hinsichtlich der im 'Format' angeführten Aufträge Beanstandungen entdecken." Die Vorwürfe gegen Hochegger waren zu Jahresbeginn noch nicht bekannt, sie kamen im September 2009 im Zuge der Buwog-Berichterstattung an das Licht der Öffentlichkeit.  (APA, 5.4.2012)