PIZZICATO ONE One And Then Ten Very Sad Songs (Readymade/Universal)
Um der Nomenklatur dieses Albums gerecht zu werden, muss man vermelden, dass am Cover "Konishi Yasuharu is Pizzicato One" steht. Yasuharu war nämlich Mitglied der japanischen Band Pizzicato Five, die mit stilsicher inszenierten Sixties-Retro-Sounds zu einer der populärsten Formationen ihrer Heimat wurde.
Mit Fans und Förderern wie Sonic Youth eroberte P5 in den 1990ern den US-Markt und Europa. Ja, plötzlich erschloss sich einem sogar die Kleidung mancher japanischer Wien-Touristen. 2001 löste sich die Band auf, als Pizzicato One produziert Yasuharu nun verschlurfte Pop-Standards in die Gefilde des verrauchten Jazz und Soul.
Soulsängerin Marlena Shaw verleibt sich Lennons "Imagine" vollständig ein und besorgte dem sonst nicht weiter abfallenden Album einen ersten Höhepunkt. Reduziert und intim produziert geht es mit Nicole Willis und "A Little Bit Of Soap" in Richtung Sonny Bonos Bang Bang oder den "MASH"-Theme Song "Suicide Is Painless". Die existenzielle Schwere dieser "very sad songs" schließt Yasuharu mit der Leichtfüßigkeit von Signation-Songs von Sixties-TV-Serien kurz, die Ergebnisse geben ihm recht.
THEESATISFACTION Awe Naturale (Sub Pop/Trost)
Hinter den Namen THEESatisfaction stecken Stasia Irons und Catherine Harris-White, die auf dem mit Grunge berühmt gewordenen Sub-Pop-Label feministischen Jazz-Hop veröffentlichen. Braucht das die Welt? Yes.
Die beiden klingen wie eine milde gestimmte Ursula Rucker. Wie diese Black-Feminist-Rapperin sprechsingen die beiden über ein beseeltes Destillat aus Funk, Soul und HipHop. Wie Rucker legen die beiden besonderes Augenmerk auf die Produktion und Verständlichkeit der Texte, während dazu reduzierte Samples und Loops an die Musik der New Yorker Hip-Hop-Größen A Tribe Called Quest erinnern. (flu, Rondo, DER STANDARD, 6.4.2012)