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Den Wahlsieg in Ägypten werden wohl Khairat al-Shater oder Hazem Salah Abu Ismail (auf den Postern) erringen.

Foto: Reuters/Asmaa Waguih

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Ohne Chance: Bothaina Kamel.

Foto: Amr Nabil/AP/dapd

Frauen gehören bisher nicht zu den großen Gewinnern der ägyptischen Revolution. Das zeigt auch Bothaina Kamels Versuch, Präsidentschaftskandidatin zu werden. "Meine Kampagne ist wichtig für die Zukunft", meint sie.

Der große Saal der Ain-Shams-Universität wäre nicht zu füllen, also muss ein kleinerer Saal her: Die Vereinigung der Ägyptischen Medizinstudenten hat ein Seminar zum Thema Frauenrechte organisiert, doch das Interesse ist bescheiden. Noch einmal wird die Werbetrommel gerührt, ein paar Dutzend Zuhörer sind es schließlich, die Mehrheit junge Männer.

Als die Ehrung einer Mutter eines getöteten "Revolutionärs" vorbei ist, gehen die meisten schon wieder. Und so steht Bothaina Kamel auch im kleineren Saal vor meist leeren Rängen.

Auftritt ohne Kopftuch

Kamel ist ein bekanntes Gesicht: Vor der Revolution hatte sie im Fernsehen Nachrichten verlesen und Programme moderiert, in der sie sich mit Problemen wie sexuellen Übergriffen oder Korruption auseinandersetzte. Sie hat auch die NGO shayfeen.com gegründet, die Wahlfälschungen öffentlich gemacht hat. Während der Revolution war sie auf dem Tahrir-Platz, um für Freiheit und die Rechte der Frauen zu kämpfen. Nur Wochen nach dem Sturz von Hosni Mubarak erklärte sie, sie wolle bei den Präsidentschaftswahlen antreten.

Vor den Studenten appelliert Kamel, die ohne Kopftuch auftritt, rhetorisch gewandt an die Eigenverantwortung. Die 50-Jährige fordert die Jungen auf, ihre Zukunft aktiv zu gestalten, schließlich sei es eine Revolution der Jugend gewesen. Spezifische Fragen zu den Rechten der Frauen werden keine gestellt. Dafür gibt es Streit mit salafistischen Studenten, weil sie es gewagt hatte, deren Kandidaten zu kritisieren.

Aussichtslose Kandidatur

Kamel ist nicht ganz die einzige Frau unter den über 1080 Ägyptern, die sich die Kandidatur-Unterlagen beschafft haben. Auch die Literaturprofessorin Mona Prince will helfen, das Klischee zu überwinden, Präsident könne nur ein Mann sein. Kamel hat einen gewissen Bekanntheitsgrad, doch auch sie macht sich keine Illusionen: Sie hat keine Chance, die Bedingungen zu erfüllen, nämlich 30.000 Unterschriften in mindestens 15 Gouvernoraten oder solche von 30 Parlamentariern.

Eine Befragung hat kürzlich ergeben, dass sich nur zehn Prozent eine Frau an der Spitze des Staates vorstellen könnten. Mit der Stärkung der Islamisten nach der Revolution müssen Frauen gar befürchten, dass ihnen Rechte, insbesondere im Familienrecht, wieder weggenommen werden - zum Beispiel die Möglichkeit, selbst die Scheidung einzureichen. Konservative Muslime kritisieren Frauenrechte als Erbe des alten Regimes, auch weil der Nationale Frauenrat eine Gründung von Mubaraks Frau Suzanne war. Kamel lässt sich nicht abschrecken: "Meine Kampagne ist wichtig für die Zukunft. Sie hilft, Bewusstsein zu schaffen." (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, 6.4.2012)