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Tim Wiese sucht neuen Ruhm und Glanz.

Foto: EPA/Karmann

Bremen - Mehr Geld, mehr Rampenlicht, mehr Spektakel - was Werder Bremen ihm nicht mehr bieten kann und will, holt sich Torhüter Tim Wiese in der kommenden Saison bei einem neuen Klub. Der 30-jährige Keeper wird seinen, zum Saisonende auslaufenden Vertrag beim Bundesliga-Achten nicht verlängern. Das Pokerspiel zwischen seinem Berater und den Norddeutschen wurde für beendet erklärt. Wiese teilte die bevorstehende Trennung bereits Trainer Thomas Schaaf  mit.

"Ich hatte hier sieben schöne Jahre, aber ich will einfach etwas Neues machen. Ich will auf jeden Fall wieder Champions League spielen", sagte Wiese während einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag. Über Angebote von potenziellen Arbeitgebern schwieg er sich aus: "Da sind sehr gute Vereine abei, aber dazu sage ich nichts. Zumindest habe ich schon einen Favoriten im Kopf."

Eher nicht gegen die Wand

Es darf also munter spekuliert werden, wohin es den gebürtigen Rheinländer, der 2005 vom 1. FC Kaiserslautern an die Weser gewechselt war, ziehen könnte. In der Bundesliga gelten der VfL Wolfsburg und vor allem Schalke 04 als mögliche Kandidaten, aus Italien war zu hören, dass Meister AC Milan einen Nachfolger für den bereits 35 Jahre alten Christian Abbiati sucht. Mit Blick auf einen möglichen Arbeitgeber aus der Bundesliga betonte Wiese, es würde im schwerfallen, mit einem anderen Verein nach Bremen zurückzukehren. Die Fans an der Weser hätten immer "wie eine Mauer" hinter ihm gestanden.

Kein Geheimnis ist es, dass man bei Werder Bremen nicht bereit war, finanziell über die Schmerzgrenze hinauszugehen, um Wiese in der Hansestadt zu halten. Denn nach wie vor ist die Qualifikation für die Europa League längst nicht gesichert. Sollten die Grün-Weißen zum zweiten Mal in Folge das internationale Geschäft verpassen, wäre der polarisierende Torwart wohl nicht der letzte Stammspieler, der sich einen neuen Arbeitgeber sucht.

Denn wegen der ungewissen sportliche Zukunft in Bremen sind auch die Verhandlungen mit Mannschaftskapitän Clemens Fritz, ÖFB-Verteidiger Sebastian Prödl und vor allem Torjäger Claudio Pizarro längst noch nicht abgeschlossen. Die Tendenz ist in allen Fällen gleich: Die Spieler dürfen gerne bleiben, aber nicht zu jedem Preis.

Schaaf gelassen

"Werder Bremens aktuelle wirtschaftliche Situation setzt Grenzen. Irgendwann trennen sich nun mal die Wege", sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs. Zumal alle drei Leistungsträger ablösefrei gehen könnten. Der Ex-Nationalspieler geht nach eigenem Bekunden gelassen mit der diffizilen Situation um: "Wenn Korsettstangen weggehen, bilden sich neue Korsettstangen."

Deswegen scheint man auch bei der Wiese-Nachfolge zu einer preisgünstigen Variante zu tendieren, die aktuelle Nummer zwei Sebastian Mielitz dürfte aufrücken. Der 22-Jährige, der einst zeitgleich als Nachwuchsspieler von Energie Cottbus nach Bremen kam, hat seinen mutmaßlichen Vorgänger insgesamt 15-mal vertreten und dabei immer eine gute Figur gemacht.

Auch Trainer Thomas Schaaf kommentierte die Entscheidung Wieses mit der von ihm gewohnten Unaufgeregtheit: "Ich habe das einfach mal so hingenommen und stelle fest, dass Tim sich in den letzten sieben Jahren bei uns stark weiterentwickelt hat." Auf die Besetzung der Torhüterposition in den letzten sechs Bundesligaspielen, so der Coach weiter, habe die Neuorientierung Wieses keinen Einfluss. (sid/red, derStandard.at, 5.4.2012)