Den Fernseher einfach wegschmeißen? Kommt wohl für die wenigsten in Frage.

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Am Ostersonntag endet die Fastenzeit. Viele Menschen haben 40 Tage auf Alkohol, Süßigkeiten oder Fleisch verzichtet. Einfach war dieses Entsagen vermutlich nur in den seltensten Fällen. Was wäre aber, wenn man ein Jahr lang auf die Tageszeitung, das Internet oder Fernsehen verzichten müsste? Sich welchem Medium im Privatleben zu enthalten fällt am leichtesten?

Fernseher für 68 Prozent unentbehrlich

Dies wollte die Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen wissen und befragte dazu 2.000 Deutsche über 14 Jahre. Die eindeutige Antwort: Gut zwei Drittel (68 Prozent) halten ihren Fernseher für unentbehrlich, nur jeder Dritte (32 Prozent) das Internet. Doch zwischen den Generationen liegen geradezu mediale Welten. Älteren ist der Fernseher besonders wichtig: Von den 60- bis 69-Jährigen wollen 93 Prozent nicht auf das TV-Gerät verzichten, bei den über 70-Jährigen sind es sogar 98 Prozent.

Keine Facebook-Fastenzeit bei Teenagern

Bei den Jüngeren zwischen 14 und 19 Jahren können dagegen drei Viertel (76 Prozent) nicht ohne Google, Facebook und Co auskommen. Ungefähr ausgeglichen ist das Verhältnis in der Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren: 48 Prozent würden im Zweifel den Fernseher aufgeben, 52 Prozent das Internet. Auch im Vergleich mit der Zeitung schneidet das Internet nur bei den jungen Generationen besser ab. 58 Prozent würden eher auf das Internet als auf die Zeitung verzichten. Auch wenn die private Internetnutzung im Jugend- und jungen Erwachsenenalter am höchsten ist, mit dem Eintritt in den Berufsalltag nimmt sie der Studie zufolge deutlich ab.

Einschnitt bei Familiengründung

Ein weiterer Einschnitt vollziehe sich in der Zeit der Familiengründung. In den durchschnittlich drei Stunden und zehn Minuten Freizeit, die Eltern gegenwärtig nach Feierabend zur freien Verfügung hätten, müssten sämtliche Bedürfnisse befriedigt werden, vom Hobby bis zur sozialen Kontaktpflege, sagt dazu Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Stiftungsleiter. Dies werde bei der nachkommende Generation nicht viel anders sein, meint der Wissenschafter. Insofern hält er es für "eher unwahrscheinlich, dass die heutige Jugend ihre starke Internetaffinität im Erwachsenenalter beibehält". (red, DER STANDARD, 6.4.2012)