Rom - Nach seinem Rücktritt unter dem Druck von Betrugsermittlungen hat sich der bisherige Chef der rechtspopulistischen italienischen Oppositionspartei Lega Nord, Umberto Bossi, gegen den Vorwurf der Veruntreuung von Parteigeldern und der Günstlingswirtschaft verteidigt. "Ich versuche zu begreifen, was geschehen ist, dann werde ich die Lega von diesen Vorwürfen verteidigen können, die meiner Ansicht nach absurd sind", sagte Bossi im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica".

"Die Lega ist die einzige Oppositionspartei, die sich gegen die Bankier-Regierung von Premier Mario Monti wehrt. Im Mai sind Kommunalwahlen geplant, und gerade jetzt kommt es zu diesem Skandal, in dem meine Söhne attackiert werden. Man will mich durch meine Familie angreifen. Man muss Bossi vernichten, um die Lega Nord aus dem Weg zu räumen", so der 70-jährige Parteigründer.

Bossi und Mitglieder seiner Familie werden verdächtigt, Parteigelder für private Ausgaben entwendet zu haben. Schwere Vorwürfe wurden dabei gegen Bossis Söhne Renzo und Riccardo erhoben. Mehr als 200.000 Euro aus den Parteikassen der Lega sollen illegal an sie geflossen sein, weitere 200.000 bis 300.000 Euro an die Lega-Gewerkschaft SinPa, vermuten die Ermittler. Dabei geht es um die Verwendung von Millionen aus dem Topf der Wahlkampfkostenerstattung, die der Lega jährlich zufließt.

"Fühle mich nicht besiegt"

"Ich fühle mich nicht besiegt. Die Lega ist das Kämpfen gewöhnt. Ich bin zurückgetreten, weil dies der Moment dafür war, doch ich kämpfe als einfacher Lega-Aktivist weiter. Umberto Bossi wird für immer ein Lega-Aktivist sein", kommentierte der Politiker.

Die Ermittlungen drehen sich um den inzwischen zurückgetretenen Lega-Schatzmeister Francesco Belsito und zwei weitere Personen. Illegale Parteienfinanzierung, Betrug auf Kosten der Staatskassen und Geldwäsche lautet der Vorwurf gegen Belsito. Der 41-Jährige soll öffentliche Gelder, die die Lega als Rückerstattung von Wahlkampf-Spesen erhalten hatte, zugunsten der Familie Bossi unterschlagen haben.

So soll Belsito die Renovierung der Villa Bossis in seinem Heimatort Gemonio ebenso bezahlt haben wie Luxusautos für die Söhne des Parteichefs. Auch die Finanzierung einer von Bossis Ehefrau gegründeten Privatschule soll über die Parteikasse erfolgt sein. Sogar Partys mit hunderten Lega-Anhängern in Mailänder Lokalen, die Renzo Bossi organisiert haben soll, sowie Hotelrechnungen und medizinische Behandlungen für den seit 2004 kranken Bossi selbst sollen mit Lega-Geldern bezahlt worden sein. (APA, 6.4.2012)