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Der Untergang der RMS Titanic am 15. April 1912 gilt als eines der ersten weltweiten Medienereignisse der Geschichte. Die Katastrophe, bei der etwa 1.500 Menschen ums Leben kamen (die genaue Zahl konnte nie eruiert werden), hat einen Mythos geboren, der die Titanic auch rückwirkend verklärte. Tatsächlich hat das Schiff während der Bauphase und noch zu Fahrtantritt nicht für so großes Aufsehen gesorgt, wie heute oft angenommen wird.

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Ab 1909 wurden die Titanic (hier links im Bild) und die Olympic in der Belfaster Werft Harland & Wolff parallel gebaut, wobei mit der Olympic etwas früher begonnen worden war; sie lief schließlich ein halbes Jahr vor der Titanic vom Stapel. Ausgelegt für eine bis dahin nicht erreichte Last von 45.000 Bruttoregistertonnen sollten die beiden Schwesterschiffe zusammen mit der später gebauten Britannic im Auftrag der Reederei White Star Line im Pendelverkehr zwischen Southampton und New York eingesetzt werden. Alle drei Schiffe waren in Kollisionen verwickelt - die Olympic war das einzige, das nicht sank. Und das, obwohl sie zwischen 1911 und 1934 in drei Zusammenstöße verwickelt war und einen weiteren sogar absichtlich herbeiführte: 1918, bei einem Einsatz als Truppentransporter, versenkte sie durch eine gezielte Kollision ein deutsches U-Boot. Die Olympic wurde 1935 schließlich abgewrackt.

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Die Britannic, 1914 vom Stapel gelaufen, konnte nie einen regulären Einsatz antreten. Sie fungierte im Ersten Weltkrieg ebenfalls als Truppentransporter und sank im November 1916 in der Ägäis - aller Wahrscheinlichkeit nach, weil sie auf eine Mine gelaufen war. Immerhin hatte man aus der Titanic-Katastrophe gelernt: Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen trugen ihren Teil dazu bei, dass von den über 1.000 an Bord befindlichen Menschen nur 30 ums Leben kamen - obwohl das Schiff deutlich schneller sank als vier Jahre zuvor die Titanic.

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Um die angebliche "Unsinkbarkeit" der Titanic sollten sich später zahlreiche Legenden ranken. Die Konstrukteure selbst hatten das Wort (und erst recht nicht den berüchtigten Satz "Nicht einmal Gott könnte dieses Schiff versenken") nicht verwendet. Es tauchte lediglich - in relativierter Form - in der Berichterstattung vor dem Stapellauf auf. Außerdem waren zuvor schon andere Schiffe mit voneinander abschottbaren Abteilungen als "unsinkbar" bezeichnet worden. Hier im Bild sind die Schiffsschrauben zu sehen, die der Titanic eine maximale Leistung von 60.000 PS verliehen. Was ebenso wenig neue Maßstäbe setzte wie die Höchstgeschwindigkeit von 24 Knoten (etwa 44 km/h).

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Als die Titanic am 31. Mai 1911 in Belfast vom Stapel lief, war sie der Werbekampagne der White Star Lines entsprechend tatsächlich das größte Schiff der Welt - aber nur durch einige Umbauten im Detail um einen Bruchteil größer als ihr älteres Schwesterschiff Olympic. Sie war nicht das leistungsstärkste und bei weitem nicht das schnellste Passagierschiff ihrer Zeit. Und auch die Sicherheitsausstattung baute im Wesentlichen auf dem auf, was bereits in anderen Schiffen verwirklicht worden war.

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Als die Titanic am 10. April 1912 aus Southampton ausfuhr, war das öffentliche Interesse daher nicht mehr so groß wie bei der Jungfernfahrt der Olympic im Jahr davor. Auch die Auslastung war nicht dieselbe: War die Olympic noch voll ausgebucht gestartet, wurden auf der Titanic nur etwas mehr als die Hälfte der möglichen Passagen gebucht.

Foto: AP Photo/Frank O. Braynard Collection

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Ein erster Zwischenfall ereignete sich noch im Hafen von Southampton, wo es beinahe zur Kollision mit einem Dampfer kam. Dieses Bild, das oft dem Fahrtantritt aus Southampton zugeordnet wird, stammt übrigens noch von der Ausfahrt aus Belfast.

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Einen Eindruck von der Ausstattung an Bord vermittelt dieser Film, der jedoch nicht auf der Titanic, sondern ihrem Schwesterschiff Olympic gedreht wurde. Für die Titanic wurde der Luxus-Faktor noch einmal erhöht: Ganz bewusst gab man dabei dem Komfort der Passagiere den Vorzug gegenüber höherer Geschwindgkeit oder Leistung. Eine der Design-Änderungen sollte sich fatal auswirken: Die ursprünglich vorgesehene Zahl an Rettungsbooten wurde auf weniger als die Hälfte reduziert. Im Film ist auch Kapitän Edward John Smith zu sehen, der erst die Olympic und danach die Titanic auf ihrer Unglücksfahrt kommandierte. Sein Leichnam konnte nie geborgen werden.

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Am Abend des 14. April geriet die Titanic zwischen 41 und 42 Grad nördlicher Breite in ein Eisfeld, um 23.40 Uhr schließlich konnte sie einem zu spät gesichteten Eisberg nicht mehr ausweichen und rammte ihn aus voller Fahrt mit der vorderen Steuerbordseite. Besatzungsmitglieder eines Rettungssschiffs fotografierten später einen Eisberg, der sich nahe der Unglücksstelle befand. Man nimmt heute an, dass er sich ursprünglich vom Gletscher Jakobshavn Isbræ im Westen Grönlands gelöst hatte.

Foto: APA/EPAEPA PHOTO/PRESS ASSOCIATION, Paul TREACY

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Das Sinken der Titanic wurde in der Folge zu einem der am häufigsten verwendeten Sujets in der medialen Berichterstattung. Das bekannteste Beispiel (hier zu sehen) stammt vom deutschen Marinemaler Willy Stöwer, wurde einen Monat nach dem Unglück für die Illustrierte "Die Gartenlaube" angefertigt und fand schließlich zu internationaler Verbreitung.

Foto: APA/EPA

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Für Details waren die damaligen Illustratoren auf ihre Fantasie angewiesen. Bekannt war, dass erst der Bug der Titanic volllief und der gesamte Sinkprozess von 23.40 bis 2.20 Uhr dauerte. Entgegen einigen Darstellungen, wonach das Schiff an seiner Steuerbordseite auf großer Länge aufgerissen worden sei, ergab die noch 1912 erstellte Berechnung eines Ingenieurs, dass das Leck unter der Wasserlinie nur eine Größe von gut einem Quadratmeter gehabt habe. Sonaruntersuchungen des 1985 wiederentdeckten Wracks zeigten schließlich mehrere Lecks.

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Das Passagierschiff RMS Carpathia, das den Notruf der Titanic empfangen hatte, traf als erstes am Unglücksort ein und nahm die Menschen an Bord, die sich in Rettungsboote geflüchtet hatten. Dieses Foto stammt aus dem Nachlass der US-amerikanischen Charity Lady Margaret Tobin Brown, die später als "die unsinkbare Molly Brown" zum Medienstar wurde. Etwa 1.500 Menschen - vorwiegend Besatzungsmitgliedern und männlichen Passagieren der 2. und 3. Klasse - war dieses Glück nicht beschieden.

Foto: Ed Andrieski/AP/dapd

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Nicht nur, dass die Titanic nur für etwa die Hälfte der Menschen an Bord Platz auf einem Rettungsboot hatte - die Unerfahrenheit der Besatzung im Umgang mit Katastrophen verschlimmerte die Lage zusätzlich, zum Beispiel durch eine übertrieben strenge Auslegung der "Frauen und Kinder zuerst"-Regel. Viele der Boote waren nicht voll besetzt, als sie zu Wasser gelassen wurden. Zudem weigerte sich die Mehrzahl derjenigen Crewmitglieder, die die Rettungsboote befehligten, im Wasser treibende Menschen an Bord zu holen: Sie hatten Angst, die Boote könnten überlastet werden und kentern. Von den etwa 2.200 Menschen an Bord der Titanic überlebten nur 711.

Foto: REUTERS/Courtesy of Dalhousie University Archives and Special Collections, Halifax, N.S. Thomas Head Raddall Fonds

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Das britische Kabellegerschiff MacKay-Bennett traf zwei Tage später, aus dem kanadischen Halifax kommend, vor Ort ein. Seiner Besatzung kam die Aufgabe zu, die Leichen derjenigen zu bergen, die im eiskalten Wasser an Unterkühlung gestorben waren. Das Schiff nahm über 300 Tote an Bord, von denen einige jedoch aus Platzmangel noch auf See bestattet werden mussten.

Foto: REUTERS/Courtesy of Dalhousie University Archives and Special Collections, Halifax, N.S. Thomas Head Raddall Fonds

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Die Särge mit den übrigen Toten brachte die MacKay-Bennett zurück nach Halifax. Nur ein kleiner Teil konnte identifiziert und in die Heimat überführt werden. Die Mehrzahl der Leichen wurde auf Friedhöfen in Halifax bestattet.

Foto: REUTERS/Courtesy of Dalhousie University Archives and Special Collections, Halifax, N.S. Thomas Head Raddall Fonds

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Die Nachricht vom Untergang der Titanic erreichte New York in den Morgenstunden des 15. April. Hier im Bild strömen Menschenmassen am Schwarzen Brett der Zeitung "New York American" zusammen, wo die Namen der Geretteten bekanntgegeben wurden. Das Unglück bestimmte in den folgenden Tagen weltweit die Schlagzeilen, das enorme öffentliche Interesse führte zu einer Berichterstattung, wie sie in diesem Ausmaß bislang unbekannt gewesen war.

Foto: AP/dapd

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Viele Berichte stützten sich dabei auf unbelegte Gerüchte oder Spekulationen. Abgesehen von völligen Falschmeldungen (die New Yorker "Evening Sun" titelte zunächst "Alle Passagiere gerettet") wurden damals auch die verschiedensten Legenden geboren, die in ihrem Wahrheitsgehalt nicht überprüft werden konnten, die in späterer Zeit in Film und Literatur aber immer wieder auftauchten: etwa die vom besonders tapferen Verhalten der Erste-Klasse-Passagiere oder die von der Bordkapelle, die in den letzten Augenblicken noch ein Abschiedslied gespielt habe - bis hin zu Männern, die sich in Frauenkleidung an Bord der Rettungsboote geschmuggelt hätten.

Foto: The Messenger-Enquirer/AP/dapd

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Manchen mag überraschen, dass auch die Reaktionsgeschwindigkeit der Unterhaltungsindustrie vor 100 Jahren der der heutigen in nichts nachstand. Noch im selben Jahr wurde das Unglück in zwei Spielfilmen nachgestellt. Hier im Bild ist eine Szene aus dem deutschen Film "In Nacht und Eis" zu sehen - den vollständigen etwa 30-minütigen Film finden Sie hier. Sogar noch schneller war der heute als verloren geltende US-amerikanische Film "Saved from the Titanic", der binnen eines Monats nach dem Unglück fertiggestellt wurde. Darin verkörperte eine echte Titanic-Überlebende, die Schauspielerin Dorothy Gibson, sich selbst.

Foto: Reuters/Der Tagesspiegel, Mike Wolf

Aus allem vorhandenen Bildmaterial wurden rasch Wochenschaubeiträge erstellt. In diesem Film sind bereits zuvor gezeigte Sequenzen aus der Zeit vor dem Unglück mit späteren Aufnahmen kombiniert, die einige Überlebende der Katastrophe nach ihrer Ankunft in New York zeigen.

Foto:

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Am 18. April traf die Carpathia in New York ein. Zehntausende Menschen hatten sich versammelt, um die Ankunft der Überlebenden zu sehen. Hier im Bild Harold Bride, einer der Bordfunker der Titanic, der später bei den Untersuchungen des Unglücks als Zeuge auftrat. Vom Kapitän bis zur kompletten Crew des Maschinenraums waren fast alle Menschen, die entscheidendes Wissen über den Verlauf des Unglücks hatten, ums Leben gekommen. Zu den Überlebenden zählte indes Joseph Bruce Ismay, Direktor der White Star Line, der danach von der Öffentlichkeit geächtet wurde.

Foto: Library of Congress/AP/dapd

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Überlebende des Unglücks: Lady Lucy Duff-Gordon (3. v. li.) und ihr Ehemann Sir Cosmo Duff-Gordon (direkt hinter ihr). Das Interesse der Medien galt damals  in erster Linie den Geretteten bzw. Opfern aus der Ersten Klasse - unter den Toten befanden sich auch vier Miliardäre. Sehr viel weniger im Fokus standen die Passagiere der Dritten Klasse - überwiegend Auswanderer - und niedrigrangige Besatzungsmitglieder: also jene beiden Gruppen, die den überwiegenden Teil der Opfer ausmachten.

Foto: Henry Aldridge and Son, Ho/AP/dapd

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Die im Rückblick betrachtet vielleicht ungewöhnlichste Geschichte von allen ist die der Bordkrankenschwester Violet Jessop. Jessop befand sich an Bord aller drei Olympic-Schiffe, als diese verunglückten: erst bei einer glimpflich verlaufenen Kollision der Olympic mit einem Kriegsschiff im Jahr 1911, dann beim Untergang der Titanic - und schließlich war sie auch noch 1916 auf der Britannic, als diese sank. Jessop überlebte alle drei Schiffsunglücke und starb 1971 hochbetagt zu Hause in England.

Foto: Archiv

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2006 starb mit Lillian Asplund der letzte Mensch, der sich noch an das Unglück erinnern konnte - die Tochter schwedischer Einwanderer in den USA war zum Zeitpunkt des Unglücks fünf Jahre alt. Als letzte Überlebende der Titanic galten fortan die beiden Engländerinnen Barbara West und Millvina Dean (hier im Bild), die als Babys an Bord waren. Während die 2007 verstorbene West die Öffentlichkeit mied, wurde Dean in hohem Alter noch zur Berühmtheit und nahm an zahlreichen Veranstaltungen zum Thema Titanic teil. Millvina Dean starb im Alter von 97 Jahren am 31. Mai 2009 - dem Jahrestag des Stapellaufs der Titanic. (red, derstandard.at, 11.4.2012)

Foto: APA/EPA/GERRY PENNY