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"Sir" Darcy Werenka war der bislang letzte aktive Austro-Kanadier im ÖEHV-Team.

Foto: APA/ Fohringer

Wien - Als der Kanadier Adelbert St. John 1961 den österreichischen Pass bekam, war dies der Beginn einer Entwicklung im heimischen Eishockey, die 20 Jahre später voll einsetzte und als die "Ära der Austros" gilt. Ab 1981 setzte das österreichische Nationalteam bei Weltmeisterschaften stets auf Austro-Kanadier. Mit Darcy Werenka ist im Vorjahr diese Ära zumindest vorerst zu Ende gegangen. Bei der WM der Division I/Gruppe A (B-WM) von 15. bis 21. April in Ljubljana tritt Österreich erstmals seit 32 Jahren wieder ohne eingebürgerte Spieler an.

Bis zu sieben Austro-Kanadier bildeten in der Vergangenheit das Gerüst des rot-weiß-roten Nationalteams. Seit der Jahrtausendwende ging die Hilfe aus Nordamerika allerdings zurück. Seither waren nur einmal (2006) mehr als drei Austros bei einer WM mit dabei, im Vorjahr nur noch Verteidiger Werenka. Insgesamt 39 Austros aus Nordamerika (38 Kanadier und ein US-Amerikaner) haben für Österreich bei einem WM-Turnier gespielt.

Zweijahresfrist

Rechtlich hat sich in Österreich seit den 90er-Jahren nichts geändert, der internationale Eishockey-Verband (IIHF) hat dem raschen Nationenwechsel allerdings seit Jahren einen kleinen Riegel vorgeschoben. Demnach müssen Spieler, die die Nationalität gewechselt oder eine zusätzliche angenommen haben, mindestens zwei Jahre in Folge bei einem Verein ihrer neuen Heimat spielen, ehe sie für die Nationalmannschaft spielberechtigt sind. Hat ein Spieler für seine alte Heimat bereits an einem WM- oder Olympiaturnier (oder auch nur an der Qualifikation dafür) teilgenommen, verlängert sich diese Wartezeit auf vier Jahre.

1981 flogen Jeff Geiger und Rick Cunningham mit der ÖEHV-Auswahl zur C-WM nach China. Sie waren Kanadier mit österreichischen Vorfahren, die vom Salzburger Werhan zur Verstärkung geholt wurden. In den Vereinen, aber vor allem im Team erfüllten die Profis aus dem Mutterland des Eishockey ihre Aufgabe und trugen viel zum sportlichen Aufschwung der Nationalmannschaft bei. In China verließ Österreich endgültig die dritte Leistungsstufe, in Klagenfurt 1992 stieg die ÖEHV-Auswahl erstmals seit der Dreiteilung der WM in A-, B- und C-Gruppe in die Elite auf.

Entwicklungshelfer und Vorbild

Die Austros waren vieldiskutierte Entwicklungshelfer in Sachen Eishockey und der Jugend Vorbild. "Österreich hat von den Austros viel profitiert. Im Spiel, von der Sprache, von Kontakten. Sie haben viel bewegt, hätten aber vielleicht noch mehr helfen können. Leider haben viele nicht die Chance bekommen", sagte einst Verbandskapitän Mion. Sie hätten vor allem zur Nachwuchs-Ausbildung gewonnen werden sollen.

In den vergangenen Jahren waren sie meist nur noch Mitläufer, lange Jahre aber waren sie Leistungsträger. Torhüter Brian Stankiewicz etwa war in 125 Länderspielen und zehn WM-Turnieren Rückhalt des Teams und ist damit "Rekord-Austro". Ed Lebler ist mit 69 Toren in 111 Spielen zweitbester Torschütze in der Geschichte der österreichischen Nationalmannschaft. Nur Rudi König (105 Tore) hat mehr Tore als Lebler erzielt.

St. John, Venner, Holst, Stewart, Szücs, Nasheim

Sie waren Österreicher auf Zeit, nur wenige blieben im Land. St. John, der erste Austro, heiratete in Kärnten die Schwester des ehemaligen Teamspielers Sepp Puschnig. St. John starb im Dezember 2009 im Alter von 78 Jahren in Klagenfurt. Gary Venner blieb in Wien und gibt seit Jahren einen kompetenten TV-Experten. Greg Holst war jahrelang Trainer in Österreich und zuletzt beim Südtiroler Club Ritten. Sein Sohn Taylor stürmt für die Vienna Capitals. Mike Stewart war in der vergangenen Saison Trainer beim VSV, Mark Szücs Co-Trainer von Rob Daum bei Meister Black Wings Linz. Rick Nasheim war bis 2010 Co-Trainer in Linz und ist seither Co-Trainer in Ingolstadt.

Und natürlich Manny Viveiros. Der 46-Jährige aus St. Albert absolvierte 21 Länderspiele und die Heim-WM 2005 für Österreich. Nun soll er als Teamchef den Neuaufbau schaffen. Viveiros wurde im vergangenen Jahr mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet und geht mit einer stark verjüngten Mannschaft in die B-WM ab Sonntag in Ljubljana. Ausgerechnet der erste Austro-Kanadier als Teamchef hat die Ära der Austros zumindest vorerst beendet. (APA, 9.4.2012)