
Am Anfang stimmte die Chemie auf alle Fälle: "Ich habe mich zuerst mit Chalerm Yoovidhya befreundet und dann ein Lizenzabkommen mit der Familie Yoovidhya abgeschlossen", sagte Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz in einem Trend-Interview im Jahr 2003. Chalerm ist der Sohn von Chaleo Yoovidhya, der das thailändische Original von Red Bull (Krathing Daeng) vor Jahrzehnten erfand und vor kurzem 89-jährig verstarb.
Nun wird fleißig darüber spekuliert, ob innerhalb von Red Bull ein Machtkampf ausbricht. Die Mehrheit am Getränkekonzern lag jedenfalls von Anfang an bei den Thailändern. Chaleo Yoovidhya hielt über seine Hongkonger Familiengesellschaft T.C. Agrotrading 49 Prozent - wie auch Mateschitz. Die restlichen zwei Prozent gehören direkt Chalerm. Dass sich der 61-Jährige nun in einem Zeitungsinterview mit der Bangkok Post zu Wort meldete und seine Rolle im Zusammenhang mit der Erfolgsstory Red Bull hervorstrich, ist zumindest ungewöhnlich.
Bisher trat er medial nämlich kaum in Erscheinung. Sein Selbstbewusstsein demonstrierte er aber auch schon Anfang des Vorjahres: "Red Bull war bereits als führender Energydrink in Thailand etabliert, als Dietrich Mateschitz, ich und meine Familie dem Vorstoß nach Europa zustimmten", sagte er zum Manager Magazin. Und fügte hinzu, in asiatischen Märkten werde man weiter Krathing Daeng verkaufen, also als Konkurrenzprodukt zu Red Bull. Mateschitz hatte früher deponiert, die Marken zusammenführen zu wollen. Eigentlich ist Chalerm, der Vater von drei Kindern ist, aber im Weinbusiness zu Hause.
1986, nur zwei Jahre nach der Red-Bull-Gründung, startete er mit seiner Weinkellerei Siam, die rund 50 Kilometer außerhalb von Bangkok angesiedelt ist.Mittlerweile ist das Unternehmen laut eigenen Angaben der führende Wein- anbieter in Südostasien. Aber auch in Österreich konnte man bereits Erfolge einfahren. Bei der Vin Austria Wine Challenge bekam Siam im Jahr 2008 mit ihrem White Shiraz sogar eine Goldmedaille, einige Silbermedaillen folgten.Die meiste Zeit lebt Chalerm Yoovidhya in London. Sein Sohn Varit ist ebenfalls bereits in seine Unternehmer-Fußstapfen getreten. Er ist Vizepräsident bei Cavallino Motors. Das Unternehmen ist in Thailand der erste Importeur von Ferraris, einem der größten Konkurrenten von Red Bull in der Formel 1.Günther Oswald, DER STANDARD; 10.4.2012)