Wien - Die Pläne von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ), die Forstwirtschaft am Truppenübungsplatz Allentsteig an die Bundesforste (ÖBF) zu übergeben, sorgen nun auch für Verunsicherung in der Waldviertler Holzindustrie. Diese fürchtet um die Existenz von rund 30 Sägewerken mit Hunderten Mitarbeitern. Die Sorge dieser Klein- und Mittelbetriebe ist, dass sich das Holz, das sie fast ausschließlich aus der Region beziehen, empfindlich verteuern wird, wie ein Mitglied der Fachgruppe Holz in der Wirtschaftskammer NÖ, das nicht namentlich genannt werden wollte, im Gespräch mit der APA sagte.

Die Interessenvertretung befürworte das Bestreben einer kostengünstigen Verwaltung, dies dürfe aber nicht zu einem weiteren "Rohstoffmonopol" führen. Man fordere daher, dass die wirtschaftliche Einheit Heeresforste als solche "unabhängig bleibt", so der Unternehmer.

Kostenanstieg befürchtet

Die Waldviertler Sägewerke "leben vom Regionalholz". Die Bundesforste verfolgen allerdings ein Unternehmenskonzept, das dem entgegenstehe und die regionalen Betriebe benachteilige. Die ÖBF verkaufen einerseits hauptsächlich an "Schlüsselkunden" und anderseits mit einem höheren Transportkostensatz. Zudem verkaufen sie keine abgestimmten Sortimente, sondern den kompletten Anfall, ungeachtet dessen, ob der Kunde alles verarbeiten kann, so der Kammer-Funktionär. Damit würden sich die Kosten für regionalen Unternehmer massiv erhöhen. Die Holzbetriebe haben zudem Sorge, dass sie das für sie sehr wichtige Langholz nicht mehr bekommen werden. Die Wirtschaft warnt daher vor dem Verlust von Hunderten Arbeitsplätzen, und das ausgerechnet in einer wirtschaftsschwachen Region.

Unterschiedliche Zahlen

Darabos hat mit seinen Plänen nicht nur die Holzindustrie gegen sich aufgebracht, sondern auch etwa 150 Bauernfamilien, die rund um den Truppenübungsplatz 2.300 Hektar vom Heer gepachtetes Land bewirtschaften. Sie befürchten, dass sich mit der Übernahme der Forst- und landwirtschaftlichen Verwaltung durch die Bundesforste die Pacht um das Mehrfache erhöhen würde bzw. sie ihre Felder ganz verlieren könnten. Aus Ärger über das Vorgehen des Ministers bereiten die Landwirte eine Klage auf Restitution der Gründe, die ihren Vorfahren von den Nazis bei der Errichtung des Truppenübungsplatzes weggenommen wurden, vor.

Das Ministerium argumentiert sein Vorhaben damit, dass mit der Auslagerung der Heeresforste Einsparungen in Höhe von drei Millionen Euro erzielt werden könnten. Der Vertreter der Holzindustrie zweifelt das allerdings an. Die Heeresforste erwirtschaften rund drei Millionen Euro mit dem Holzverkauf. Darabos' Zahlen würden bedeuten, dass "die gesamte Leistung der Heeresforste eingespart wird". "Dieses Zahlenwerk ist nicht nachvollziehbar. Das stimmt von hinten bis vorne nicht." (APA, 10.4.2012)