"Tales of the Bodiless" von Eszter Salamon. Foto: Alain Roux

Foto: Alain Roux

Wien - Werden wir nur von unordentlichen Ordnungen oder schon ganz von chaotischen Vorgängen gesteuert? Im Tanzquartier Wien machen sich Künstler und Theoretiker an die Untersuchung von Verbindungen und Spaltungen in den heutigen Gemeinschaften. Die fünfte Ausgabe des fünftägigen festivalähnlichen Performanceparcours Scores bietet ab Mittwoch Stücke, Aktionen und Lectures, die ein wenig Klarheit in die Wirrungen der Gegenwart bringen könnten.

Die renommierte ungarische Choreografin Eszter Salamon startet am Mittwoch mit ihren unheimlichen Tales of the Bodiless. Wer diese großartige Arbeit beim Steirischen Herbst nicht sehen konnte - jetzt bietet sich die Chance in Wien. An demselben Abend zeigen Peter Stamer, Sybrig Dokter und Frank Willens, was For Your Eyes Only bedeutet: Wahrnehmung ist eine echte Aktivität.

Eigentlich hat Scores ja schon begonnen. Seit einigen Tagen sind Les gens d'Uterpan aus Frankreich im Wiener Stadtraum unterwegs, immer mit anderen Aktivitäten bis Samstag, tagsüber. Nähere Informationen auf der TQW-Website. Und am Mittwoch ab 13 Uhr startet die belgische Gruppe Crew im Haupthof des Museumsquartiers ihr Projekt C.A.P.E., in dem die Besucher, mit Videobrillen ausgestattet, durch ferne Wirklichkeiten wandern (täglich bis Samstag).

Zu den weiteren Performance-Highlights zählen ein Projekt zu John Cage, Song Books, mit u. a. Anna Huber und Kat Válastur oder Anatoli Vlassovs technologischem "Outside In", weiters " Back and Forth" von BadCo aus Zagreb und der Aufbruch der Wienerin Barbara Kraus zu einem Fußmarsch über die Alpen nach Nizza.

Interessant klingt auch das Lecture-Programm. Der Wissenschaftsforscher Michael Hagner und der Choreograf Laurent Chétouane etwa reflektieren über die Zusammenhänge zwischen Tanz, Demokratie und Wissenschaft. Der brillante Musiker Alain Franco arbeitet über Rahmungen des Begriffs "Offenheit". Und Brigitte Felderer und Margarete Jahrmann laden zu einem Play and Prosume über die Spielregeln der Medialität. Das und noch einiges mehr versprechen fünf äußerst lebendige Tage im Diskurshochofen Tanzquartier. (Helmut Ploebst, DER STANDARD,10.4.2012)