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Nach dem Ende eines Pilotprojekts für Tauben, droht fast der Hälfte der Tiere nun der Hungertod, warnen Tierschützer.

Foto: APA/Federico Gambarini

Salzburg - Die Stadt Salzburg ist nach Beendigung eines zweijährigen Pilotprojektes erneut mit der Tauben-Problematik konfrontiert. Nachdem die ÖBB die öffentlich betreuten Taubenschläge im alten Bahnhofsgebäude wegen des Umbaus vor zehn Tagen geschlossen hat, "sind derzeit 200 Tauben dem Hungertod ausgeliefert", sagte Hans Lutsch von der ARGE-Stadttauben-Salzburg.

Er forderte von der Stadt eine vorübergehende Aufhebung des Fütterungsverbotes und neue Taubenschläge zur kontrollierten Haltung der Vögel, um deren "Leid" in den Griff zu bekommen. "Die Tauben werden nicht mehr gefüttert, sie sind panisch, verletzt, sie sterben", ließ Lutsch aufhorchen. Rund 450 Exemplare habe die ARGE innerhalb von zwei Jahren im Dachgeschoß des Bahnhof-Hauptgebäudes betreut, das "Stadttaubenkonzept sei von den ÖBB und der Stadt vor drei Jahren beschlossen worden. "Seither wurden 1.250 Eier ausgetauscht, die Vorplätze waren taubenfrei, die Kot-Belastung gab es nur mehr in den Schlägen, die Bürger der Stadt waren mit dem Erfolg zufrieden."

Population kontrolliert

Durch das Austauschen der Eier hat man die Population kontrolliert. Die echten Eier wurden entfernt und stattdessen Gipseier in den Taubenschlag gelegt. Mit der Schließung der Taubenschläge sei die Situation für die Tiere dramatisch, sagte Lutsch. Michael Aufhauser vom Gut Aiderbichl habe zwar 200 Tauben übernommen und nach Gänserndorf in Niederösterreich bringen lassen, und auf ÖBB-Grund sei als Kompromisslösung in Itzling eine Krankenstation errichtet worden, wo in dieser Woche etwa 50 Tauben versorgt würden. "Es bleiben aber immer noch 200 Tauben über, die dem Hungertod ausgesetzt sind."

Die ARGE-Stadttauben und Tierschützer aus Spanien, Frankreich, Belgien, Deutschland und Österreich schickten zahlreiche Protestschreiben an das Ordnungsamt der Stadt und an Bürgermeister Heinz Schaden. Gefordert wird ein kontrolliertes Fütterungsrecht auf dem Bahnhofsvorplatz. Doch die Stadt erteilte eine Abfuhr. "Experten sagen, dass eine temporäre Aufhebung des Fütterungsverbotes nicht notwendig ist und auch keine Gefahr besteht, dass alle Tauben verhungern", erklärte der ressortzuständige Vizebürgermeister Harry Preuner.

"Laut Ornithologen suchen sich die Tauben neue Plätze, wo sie Futter finden. Es schwirren auch keine Hundertschaften auf dem Bahnhofsvorplatz herum. Wir haben bisher kein neues Haus für einen Taubenschlag gefunden, wir sind derzeit auf der Suche. Neuralgische Punkte gibt es zum Beispiel auch auf dem Hanuschplatz und auf dem Grünmarkt."

ARGE ortet Verstoß gegen Tierschutzgesetz

Das Argument der natürlichen Anpassungsfähigkeit ließ Lutsch nicht gelten. "Das Fütterungsverbot fordert einen Blutzoll. Die Tauben sind der selbstständigen Futtersuche entwöhnt, weil sie zwei Jahre lange gefüttert wurden. Sie haben Vertrauen zu den Menschen aufgebaut, gehen distanzlos auf sie zu, manche werde mit Füßen getreten, sie bekommen aber kein Futter mehr.

Täglich sterben Tauben am Bahnhof. Heute hat meine Frau vier tote Tiere geborgen." Die ARGE ortete einen Verstoß gegen das österreichische Tierschutzgesetz. "Es besagt, dass man Wirbeltiere keiner Angst und Panik und auch keinem Hunger aussetzen darf." (APA)