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... Park Chung-hee, die die in rot umgefärbten Konservativen vor einer Niederlage retten soll.

Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

"Die einfachen Leute haben doch vom Aufschwung gar nicht profitiert", sagt Kim Man-gi enttäuscht. "Nur die großen Unternehmen." Er meint Global Player, Firmen wie Samsung, Hyundai, LG. Namen, die auch in Europa bekannt sind. Kim ist unzufrieden mit der Politik in Südkorea. Er werde einen Kandidaten wählen, dem etwas am einzelnen Menschen liege, erklärt er. Wie Kim denken viele Koreaner.

In Südkorea wird heute, Mittwoch, ein neues Parlament gewählt. Experten gehen davon aus, dass sich die Sitzverteilung zuungunsten der regierenden Saenuri-Partei, der auch der konservative Präsident Lee Myung-bak angehört, verschieben wird. "Big-Business-Politik" nennen die Koreaner die Arbeit des Präsidenten, der einmal Spitzenmanager war, und seiner Partei. Der Aufschwung, den Korea wirtschaftlich seit 2008 erlebt, kommt bei den Leuten auf der Straße nicht an.

"Die Menschen fühlen sich vom Präsidenten betrogen", erläutert Kang Won-taek, einer der renommiertesten Wahlforscher Südkoreas. Das werde die Regierungspartei nun die Mehrheit im Parlament kosten, prognostiziert der Politikwissenschafter. Profitieren könnte die Opposition, die Vereinte Demokratische Partei.

Skandalgebeutelt

Seit Monaten wird die koreanische Politik von Skandalen erschüttert. Bespitzelung der Opposition, Gängelung der Medien und der autoritäre Führungsstil des Präsidenten sorgen für Unmut. "Wir sind keine Demokratie mehr", sagt Oppositionsführerin Han Myeong-sook. Lee Myung-bak ist zu einem Hindernis für die regierenden Konservativen geworden.

Doch der konservativen Partei ist in den vergangenen Wochen etwas gelungen, was kaum jemand für möglich gehalten hätte. Im Februar hat die Partei unter Führung von Park Geun-hye, der Tochter des 1979 erschossenen koreanischen Diktators Park Chung-hee, einen optischen Imagewechsel vollzogen. Statt blau ist die Parteifarbe nun rot. Statt Hanara-dang nennen sie sich nun Saenuri-dang. Mit dem neuen Aussehen soll auch eine neue Politik einhergehen. Weg vom Präsidenten, näher an den Bürger wollen sie.Weil viele Menschen wie Park denken, kommt die Imagekampagne der Regierungspartei bei den Leuten an, erläutert Politologe Kang.

In vielen Landesteilen liefern sich die Kandidaten der Konservativen und der Liberalen nun auch tatsächlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Park Geun-hye sei es gelungen, die Partei vom schlechten Image des Präsidenten zu lösen. "Sie hat sich selbst als Zukunft der Partei präsentiert", erklärt er die Strategie. Trotzdem sieht er die Liberalen leicht vor der Saenuri-Partei. "Ich gehe von einem Divided Government aus", sagt Kang. Das Parlament wird von einer anderen Partei dominiert, als der Präsident angehört. Zumindest für die kommenden neun Monate. 2012 ist in Korea das Superwahljahr. Nach den Parlamentswahlen geht es schon in die nächste Runde. Im Dezember steht die Präsidentschaftswahl an. (Malte E. Kollenberg aus Seoul, DER STANDARD, 11.04.2012)