Wien - Wenn sich ein Häuslbauer übernimmt und seinen Kredit nicht mehr bedienen kann, ist das Pech für ihn. Der Staat wird wohl kaum als Retter in letzter Not einspringen. Wenn hunderttausende oder Millionen an Häuselbauern auszufallen drohen, dürfen sie sich berechtigte Hoffnung auf Unterstützung machen. In diesem Fall ist es nämlich für den Staat sehr wohl sinnvoll, helfend unter die Arme zu greifen. Darauf macht der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer aktuelle Analyse aufmerksam, in der Immobilienkrisen in Industriestaaten über mehrere Jahrzehnte untersucht wurden.

Allgemein lässt sich zunächst feststellen: Krisen, denen ein starker Anstieg der Privatverschuldung (Haushalte und Unternehmen) vorangeht, fallen härter aus und dauern länger. Am Beispiel der letzten großen Krise zeigt sich: Zwischen 2002 und 2007 stieg die Privatverschuldung in den Industrieländern gemessen am gesamten Haushaltseinkommen von 39 auf 138 Prozent an. In Dänemark, Island, Irland, den Niederlanden und Norwegen kletterten die Werte sogar auf über 200 Prozent. In den vier Jahren nach 2007 brachen die Häuserpreise dramatisch ein - in Irland um 41 Prozent, in Island um 29 Prozent, in Spanien und den USA um 21 Prozent. Damit es in solchen Situationen nicht großflächig zu Privatpleiten, Zwangsversteigerungen und einer damit verbundenen Abwärtsspirale kommt, ist die Wirtschaftspolitik gefordert. 

Transferzahlungen

Mit Transferzahlungen an Arbeitslose konnte in den 1990er-Jahren der Ausfall von Hypothekarkrediten in Skandinavien begrenzt werden. In den USA war Präsident Franklin D. Roosevelt in den 1930er-Jahren nach der Weltwirtschaftskrise mit seiner Home Owners Loan Corporation (HOLC) erfolgreich. Diese Einrichtung half Haushalten, die von einer Zwangsversteigerung bedroht waren, indem sie ihnen eine langfristige Refinanzierung ihrer Kredite anbot.Gelobt wurde vom IWF auch Island, das 2008 knapp vor dem Staatsbankrott stand. Dort wurden zunächst alle Inhaber von Fremdwährungskrediten vorübergehend vom Schuldendienst befreit.

Dann wurde von den Behörden ein Programm zur Umschuldung entworfen. Die kurzfristigen Lasten wurden gesenkt, die Zahlungen in die Zukunft verschoben, indem die Restlaufzeiten der Kredite verlängert wurden. Rund 50 Prozent der Hypothekenzahler profitierten von den Maßnahmen. Allzu großzügige Hilfsprogramme können aber auch negative Folgen mit sich bringen und "die Gesundheit des Finanzsektors" untergraben, warnen die Experten vom Währungsfonds. (Günther Oswald, DER STANDARD, 11.4.2012)