Seoul - Den staatlichen koreanischen Sender Korean Broadcasting System (KBS) "neu starten", das fordern Koreas Medienschaffende. Seit dem 6. März haben sich die KBS-Journalisten den schon seit einem Monat streikenden Kollegen der Munwha Broadcasting Corporation (MBC) angeschlossen. Auch beim Nachrichtenkanal YTN und der koreanische Nachrichtenagentur Yonhap (KBS ist der größte Anteilseigner) sind Teile der Belegschaft in den Ausstand getreten. Ihre Wut richtet sich gegen die Einflussnahme der koreanischen Regierung auf die Berichterstattung. Von den Journalisten beklagt werden einseitige Berichte zugunsten des Präsidenten und der regierenden konservativen Partei und Einschränkungen der Pressefreiheit. "Das ist kein Einzelfall", sagt Lee Kang-taek von der Gewerkschaft der Medienarbeiter. Reportagen über kontroverse Polizeieinsätze, Korruption in Politikerkreisen oder Kritik an der Regierung seien entweder nur zensiert gesendet oder völlig aus dem Programm gestrichen worden. Außerdem habe es seit 2008, dem Jahr des Amtsantritts von Präsident Lee Myung-bak, bei diesen Medien Revirements gegeben. Den aktuellen Chefs der jeweiligen Sender werfen die Gewerkschafter einseitige Nähe zur Politik vor. Die Streikenden fordern den Rücktritt aller vier Unternehmensführer.
Überwachung kritischer Bürger
Bei KBS habe der Präsident seine Kompetenzen überschritten, als er seinen Exmedienberater Kim In-kyu zum Senderchef gemacht habe, kritisiert die Gewerkschaft. "Aus einem öffentlichen Sender ist ein staatlich kontrollierter Sender geworden", sagt Kim Hyeon-seok, Kopf der KBS-Gewerkschaft. Sie hat Ende März auch die Überwachung von regierungskritischen Bürgern öffentlich gemacht. Wie sich herausstellte, reichten diese allerdings zurück in die Zeit vor Lee Myung-bak, als die jetzige Opposition den Präsidenten stellte. (malko, DER STANDARD, 11.04.2012)