Mitten in der Wüste, nördlich von Riad, liegt der Campus der Universität für Frauen. Das acht Quadratkilometer große Areal bietet Platz für 40. 000 Studentinnen und Lehrpersonal, 13 Fakultäten, Forschungseinrichtungen und ein eigenes 800-Betten-Krankenhaus.

Eine Uni mit beachtlichen Dimensionen, die nunmehr zum Rekordhalter wurde: Mit einer Fläche von 36.000 Quadratmetern wurde hier die größte thermische Solaranlage der Welt errichtet. Sie versorgt den ganzen Campus mit Energie zur Warmwasseraufbereitung und Heizungsunterstützung.

"Der sechsmonatige Probebetrieb hat die Erwartungen übererfüllt", sagt Werner Weiss vom steirischen außeruniversitären Forschungszentrum AEE Intec, das gemeinsam mit dem Kärntner Solaranlagenbauer Greenonetec in einem internationalen Screening den Zuschlag für Entwicklung und Produktion der Solarkollektoren bekam.

"Die Technologie musste an arabische Verhältnisse angepasst werden", berichtet Robert Kanduth, Geschäftsführer von Greenonetec. So wurde ein Spezialglas entwickelt, das sich durch eine besonders hohe Lichtdurchlässigkeit auszeichnet und gleichzeitig gegen Feinsand gewappnet ist. Außerdem musste die Hydraulik für die großen Flächen adaptiert werden und Schutzmaßnahmen gegen hohe Windstärken und Sandstürme getroffen werden, sagte Weiss bei der Präsentation des Projekts am Dienstag in Wien.

Die Kosten würden mit etwa vier Cent pro Kilowattstunde deutlich niedriger liegen als bei Stromerzeugung durch Fotovoltaikanlagen, betonte Kanduth. In Zukunft haben die beiden Unternehmen, die durch Forschungsförderungsmittel des Verkehrsministeriums unterstützt werden, noch Größeres vor: In Chile könnten zahlreiche Kupferminen in der Atacamawüste, die derzeit Erdöl für die Warmwasserauswaschung herankarren müssen, mit heimischen Solarkollektoren ausgestattet werden.Princess-Noura-Bint-Abdulrahman-Uni

Exportschlager

"Die Anlage in Riad verdeutlicht die Spitzenposition Österreichs bei der Solartechnologie", sagte Verkehrsministerin Doris Bures bei der Präsentation. Ziel sei es, diese Technologieführerschaft zu halten, weshalb allein heuer 70 Millionen Euro in die Energieforschung und -entwicklung fließen würden. Tatsächlich ist thermische Solartechnologie ein Exportschlager: Jeder dritte Kollektor in der EU stammt aus Österreich.

Auch in Österreich selbst schätzt man die solare Wärme: Bei den Solarinstallationen pro Kopf liegt Österreich weltweit auf dem vierten Platz. Fast fünf Millionen Quadratmeter Sollarkollektoren insgesamt erzeugen Energie, die den Warmwasserbedarf von Niederösterreich abdecken könnte, rechnete Bures vor. "Wenn wir in den nächsten Jahren genauso viel investieren wie bisher, können wir im Jahr 2025 ganz Österreich damit versorgen", sagte Bures.

"Die Sonneneinstrahlung würde ausreichen, um auch hier Großanlagen zu errichten", bestätigt Kanduth. Derzeit misst die größte heimische Solarthermieanlage 4000 Quadratmeter. (kri, DER STANDARD, 11.4.2012)