Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter

Foto: FMK

Die österreichischen Mobilfunker gehen davon aus, dass der Datenverkehr in den nächsten Jahren explosionsartig zunehmen wird. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sind die Smartphones, durch die sich das Nutzerverhalten der Handykunden völlig verändert hat. 2011 ist in Österreich die Menge der übertragenen Daten um drei Viertel auf 43,54 Mio. GB angewachsen - weltweit soll sich die Datenmenge bis 2015 versiebenfachen, so die Erwartung. Um diesen Bedarf decken zu können, treibe die Mobilfunkbranche den Ausbau der vierten Mobilfunk-Generation LTE voran, sagte der Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.

Vergabe der "digitalen Dividende II"

Für diese Entwicklung müsse man sich jetzt vorbereiten, nämlich durch die Vergabe der "digitalen Dividende II", sagte Ametsreiter in seiner Funktion als Präsident der Interessenvertretung (FMK Forum Mobilkommunikation). Gemeint ist damit die Nutzung des Frequenzbereichs unter 800 MHz. Die erste "digitale Dividende" ist das 800-MHz-Band, dass durch die Umstellung des analogen Fernsehens auf den digitalen Sendebetrieb frei geworden ist.

"Ein Smartphone generiert ca. 50-mal mehr Datenverkehr als ein Handy", erklärte Ametsreiter. "Wir wissen auch, dass ein Laptop ca. 25-mal mehr Traffic erzeugt als ein Smartphone." In Österreich werde es daher heuer zu einer Intensivierung des Ausbaus der schnelleren Mobilfunk-Technik LTE (Long Term Evolution) auf den bestehenden Frequenzen kommen, danach auch auf der 800-er Frequenz. "Wir rechnen damit, dass Wien und auch die Landeshauptstädte und große Ballungszentren bis 2015 voll versorgt sind", das seien 30 bis 33 Prozent der Bevölkerung. Bis 2020 soll dann ganz Österreich mit LTE versorgt sein.

"Das heißt, dass im Durchschnitt jeder Österreicher über eineinhalb SIM-Karten verfügt"

Die Anzahl der SIM-Karten in Österreich ist im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf 12,9 Millionen gestiegen. "Das heißt, dass im Durchschnitt jeder Österreicher über eineinhalb SIM-Karten verfügt", sagte FMK-Vizepräsident Lothar Roitner. In den letzten 15 Jahren sei der Mobilfunk zum einem alltäglichen Gut für alle geworden. "Ich würde mich zu sagen trauen, dass in den letzten hundert Jahren keine Technologie eine derartig rasante Entwicklung gehabt hat", sagte Roitner.

Die vier Mobilfunkbetreiber haben derzeit etwa 11.800 Mitarbeiter, die ausstattende Industrie rund 2.500, das sei etwa das gleich Niveau wie vor einem Jahr, so Roitner. Zusammen mit vor- und nachgelagerten Bereichen generiere die Mobilfunkbranche insgesamt 30.000 Arbeitsplätze. Andererseits sei der Gesamtumsatz 2011 um 9,3 Prozent auf 4,35 Mrd. Euro zurückgegangen, das EBITDA um 4,8 Prozent auf 1,43 Mrd. Euro. Die Preise seien nach Berechnungen der Regulierungsbehörde RTR seit 2006 um 55 Prozent gefallen.

22,2 Mrd. Gesprächsminuten

Von der Sprachtelefonie kann man sich keine zusätzlichen Umsätze erwarten, laut FMK-Geschäftsführerin Margit Kropik hat man hier mit 22,2 Mrd. Gesprächsminuten (+0,96 Prozent) die "Reiseflughöhe" erreicht. Mehr kann man sich von Textnachrichten (SMS) erwarten, die im vergangenen Jahr um fast 13 Prozent auf 7,2 Mrd. Nachrichten zugelegt haben. Vor allem beim übertragenen Datenvolumen soll sich der steile Anstieg auch in den nächsten Jahren fortsetzen. (APA, 11.04.2012)