Lissabon - Im Süden Portugals haben Forscher einen imposanten Verwandten der Silberfischchen entdeckt, wie sie auch in heimischen Küchen und Badezimmern gelegentlich herumflitzen. Während diese allerdings nur sieben bis zehn Millimeter lang werden, bringt es das neuentdeckte Tier auf drei Zentimeter. Es sei "das größte unter der Erde lebende Insekt Europas", berichtete am Mittwoch die zuständige Universität von Aveiro. Wenn man die langen Fühler am Kopf und am Hinterleibsende hinzurechne, komme das Tier gar auf stolze zehn Zentimeter, hieß es. Ein Bild des kleinen Riesen finden Sie hier.

Die unbekannten pigmentlosen Riesen-Silberfische wurden von der Biologin Ana Sofia Reboleira in vier Höhlen in der Touristenregion Algarve entdeckt und gehören den Angaben zufolge einer völlig neuen Art und Gattung an. Die Insekten, die den wissenschaftlichen Namen Squamatinia algharbica erhielten, kommen nie ans Tageslicht und haben deshalb auch ihre Augen vollständig zurückgebildet. "Außerhalb der Höhlen können sie nicht überleben", sagte Reboleira. Die Biologin bezeichnet die Tiere als "biogeographisches Relikt", die "oberhalb der Erdoberfläche keine Familienangehörigen mehr haben".

"Sie haben irgendwann einmal unter der Erde Zuflucht gesucht und so mehrere Klimaepochen überlebt", fügt die 31-jährige Forscherin erklärend an. Die "herkömmlichen" Silberfischchen ernähren sich vor allem von Mehl und Zucker, fressen aber auch Stoff und Papier. Wovon sich die nun entdeckte Tierart ernähre, wisse man noch nicht, aber im Mageninhalt seien Pflanzenzellen gefunden worden, verriet die Forscherin. Da unterhalb der Erde nur wenig Nahrung zur Verfügung steht, geht die Forscherin von einer sehr kleinen Population des Rieseninsekts aus. (APA/red, derstandard.at, 11.4.2012)