Seoul - Die konservative Regierungspartei Südkoreas hat überraschend die Parlamentswahl gewonnen. Zwar musste sie Verluste hinnehmen, doch es reichte immer noch für eine hauchdünne Mehrheit von 152 Mandaten in der 300 Sitze starken Volksvertretung. Noch vor drei Monaten schien das am Donnerstag vorgelegte Ergebnis völlig unmöglich, lag die unternehmerfreundliche Saenuri-Partei in Umfragen doch klar hinter der linksliberalen Opposition.

Dass sie auf der Zielgeraden das Blatt doch noch wenden konnte, verdankt sie nach Einschätzung von Experten vor allem ihrer beliebten Parteichefin Park Geun-hye. Die 60-jährige Tochter des 1979 ermordeten Ex-Diktators Park Chung-hee erhält damit auch kräftigen Rückenwind für die Präsidentschaftswahl Ende des Jahres, bei der sie als Kandidatin antritt.

Park hatte sich in den vergangenen Monaten deutlich nach links orientiert. Sie versprach eine Erhöhung der Sozialausgaben und mehr Arbeitsplätze für junge Menschen. Gleichzeitig versuchte sie, die Partei von Präsident Lee Myung-bak zu distanzieren. Ihm wird zwar zugutegehalten, mit seinen Wirtschaftsmaßnahmen Südkorea schneller als viele andere Staaten aus der weltweiten Wirtschaftskrise von 2008 geführt zu haben. Allerdings hat er es sich mit der Arbeiter- und Mittelschicht verscherzt.

Die Opposition hatte vor allem auf junge, Internet affine Wähler gesetzt und versucht, sie über soziale Netzwerke zu mobilisieren. Die Wahl fand auch unter dem Eindruck des vom kommunistisch regierten Nachbarn Nordkorea angekündigten Raketenstarts statt. Allerdings spielte dieser Aspekt offenbar eine untergeordnete Rolle. (APA, 12.4.2012)