Peking - Die Weltbank hat ihre Prognose für das chinesische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr gesenkt. Das Washingtoner Institut kappte die Vorhersage am Donnerstag von bisher 8,4 auf 8,2 Prozent. Damit würde die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt so wenig zulegen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Die Weltbank schließt sich damit dem Internationalen Währungsfonds an, der bereits seit Jänner von dieser niedrigeren Wachstumsrate ausgeht.

Am Freitag veröffentlicht die Regierung in Peking die ersten Zahlen für dieses Jahr und gibt damit die Richtung für den Jahresverlauf vor. Experten rechnen damit, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt von Jänner bis März um 8,3 Prozent zugelegt hat. In den vergangenen drei Jahren war es in jedem Quartal mehr.

"Es ist möglich, dass das Wachstum noch länger vor sich hindümpelt", sagte der China-Experte der Weltbank, Ardo Hansson. Erst im dritten Quartal sei mit einem Anziehen der Konjunktur zu rechnen. Die schlechte Auslandsnachfrage und die von China eingeleiteten Maßnahmen gegen eine Überhitzung des Immobiliensektors bremsten die Entwicklung.

Eine Rate von 8,2 Prozent lässt der chinesischen Regierung laut Hansson Spielraum, das Wachstum anzukurbeln, ohne dabei die Preisteuerung anzufachen. "Wir rechnen damit, dass die zyklische Schwäche anhält, aber die Aussichten auf eine sanfte Landung hoch bleiben", sagte der China-Ökonom. Für das laufende Jahr rechnet die Weltbank mit einer Inflation von 3,2 Prozent.

Problembranche Immobilien

Auf lange Sicht wird China nach Einschätzung der Weltbank vor allem mit seinem Immobiliensektor kämpfen. Zwar habe sich die Spekulation in diesem Bereich zuletzt beruhigt, jedoch: "Hinsichtlich der Bedeutung des Sektors in der Gesamtwirtschaft ist weiterhin Aufmerksamkeit nötig, um negative Nebeneffekte einzugrenzen." Immobilieninvestitionen machten im vergangenen Jahr etwa 13 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts aus. Die Überhitzung des Marktes kühlt sich allerdings langsam ab. Reuters-Berechnungen zufolge werden die Häuserpreise in China in diesem Jahr im Schnitt um 10 bis 20 Prozent fallen.

Die Zentralbank hatte mehrfach die Zinsen nach oben geschraubt und damit Hypothekenkredite verteuert. Auch zwang sie die Banken dazu, mehr Geld bei ihr zu hinterlegen. Wegen der Konjunkturabkühlung hat die Notenbank diese Reserveanforderungen zuletzt aber gelockert, damit die Banken wieder mehr Geld in die Wirtschaft pumpen können. "Weitere Hilfen wären angebracht, wenn sich die Wirtschaft weiter abschwächt", heißt es in dem Bericht der Weltbank. (APA, 12.4.2012)