Dortmund/München - Natürlich kann sich bei der Heim-EM noch Denkwürdigeres ereignen für Robert Lewandowski (23). Aber das Tor zum 1: 0-Heimerfolg von Dortmund über den FC Bayern war für Polens regierenden Fußballer des Jahres das "vermutlich wichtigste meiner Karriere".
24 Spiele in Serie ohne Niederlage
Lewandowskis 20. Saisontreffer hat, so wird allgemein angenommen, die Meisterschaft erneut zugunsten der Westfalen entschieden. Vier Runden stehen noch aus, sechs Punkte liegen die Borussen vor den Münchnern. Ein derart großer Vorsprung bei derart geringem Restprogramm wurde in der Bundesliga noch nie vergeigt. Dass die Dortmunder stabil sind, beweisen die bisher 24 in Serie ohne Niederlage überstandenen Ligaspiele.
Freilich hüten sich die Kontrahenten, die am 12. Mai noch im Berliner Pokalfinale aufeinandertreffen, vorzeitig zu jubeln bzw. die Flinte ins Korn zu werfen. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp besteht darauf: "Leider kann noch eine Menge passieren." Zum Beispiel schon am Samstag im Revierderby bei Schalke. "Die wollen uns sicher ein bisschen in die Suppe spucken." Dass die Gelsenkirchener am Mittwoch in Nürnberg ohne den erkrankten Christian Fuchs mit 1:4 untergingen, beruhigte ihn ganz und gar nicht.
Für die Bayern ist es kein Trost, nicht zum ersten Mal gegen ein und die dieselbe Mannschaft gleich viermal infolge verloren zu haben. Das ist ihnen zwischen 1991 und 1993 auch schon gegen Werder Bremen passiert.
"Dortmund zu 99 Prozent Meister"
Die sportliche Führung schmerzt vor allem das Verdikt des Kaisers. " Dortmund holt den Titel. Sie lassen jetzt nichts mehr anbrennen", sagte Franz Beckenbauer. Karl-Heinz Rummenigge wollte dem Ehrenpräsident nicht gänzlich widersprechen. "Dortmund wird zu 99 Prozent Meister. Aber wir gratulieren trotzdem erst, wenn es auch mathematisch feststeht. Die paar Wochen werden die Borussen jetzt auch noch warten können", sagte der Vorstandsvorsitzende der Bayern AG, die ihrer ballesterischen Profiabteilung in etwa das dreifache Buget von Dortmund gewähren soll.
Hoeneß lobt Alaba
Spieler und Trainer wurden nach der Niederlage von der Führung nicht weiter behelligt. Präsident Uli Hoeneß, der sonst recht wortkarg das durch 80.720 Menschen ausverkaufte Dortmunder Tollhaus verlassen hatte, lobte David Alaba zum Beispiel fast überschwänglich. "Wenn der so weiterspielt, brauchen wir keinen linken Verteidiger holen."
Die Streicheleinheiten sind verständlich, schließlich wartet auf die Bayern das erste Duell mit Real Madrid im Halbfinale der Champions League am Dienstag. Die Teilnahme am Münchner Endspiel (19. Mai) ließe das Verpassen des Meistertitel leichter verschmerzen. Und Beckenbauer wagte eine weitere Prognose: "Wenn sie das rüberbringen, was sie in der zweiten Halbzeit gegen Dortmund gezeigt haben, haben sie sicherlich eine Chance, Madrid auszuschalten." (sid, lü, DER STANDARD, 13.4.2012)