Moskau - Im Atomkonflikt mit dem Iran stehen vor den neuen Gesprächen am Samstag in Istanbul die Zeichen auf Sturm, meint der russische Nahost-Experte Jewgeni Satanowski. "Die Gefahr eines Krieges ist sehr groß", sagt der Präsident des Moskauer Nahost-Instituts in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Wenn der Iran Atomwaffen bis zum Ende entwickelte und zur Atommacht avancierte, "würde ein Wettrüsten auf einer neuen Ebene der Waffentechnologien beginnen", so Satanowski. "Auch deshalb sehe ich viele Anzeichen dafür, dass der Konflikt am Ende in einen Krieg münden wird. Ein Grund dafür ist auch, dass sich die Vereinten Nationen in den vergangenen Jahren als weitgehend unfähig erwiesen haben. Israel kann den Iran durchaus angreifen, weil es eine kriegsfähige Armee hat. Auch die USA, China oder die Türkei sind dazu technisch in der Lage."

"Kein Land so betroffen wie Russland"

Von den negativen Folgen eines Krieges wäre nach Ansicht Satanowskis "kein Land so betroffen wie Russland. Vergessen Sie nicht: Der Iran ist unser Nachbar und die Grenze - das Kaspische Meer - äußerst durchlässig", sagte der Experte mit Blick auf Kriegsflüchtlinge. Obwohl Moskau keinen Nachbarn mit Atomwaffen wolle, sei die russische Positionen, eine militärische Option im Atomstreit mit dem Iran auszuschließen, "die einzig mögliche".

Auf die Frage, womit die internationale Gemeinschaft ihre Verhandlungsposition verbessern könnte, antwortete Satanowski: "Der Iran spielt sehr gut und erfolgreich auf Zeit und entwickelt seine Waffentechnologien weiter. Sicher, die UNO-Sanktionen haben die wirtschaftliche Lage im Iran verschlechtert. Aber das bedeutet eigentlich nichts. Der Westen hat schlicht nichts, womit er dem Iran drohen könnte." (APA, 12.4.2012)