"Pflege der Landschaft" nennt man das wohl, was die Telekom Austria jahrelang getrieben hat. Geld quer über die politische Landschaft verstreuen, nur die Grünen haben allem Anschein nach nichts bekommen. Der Schwerpunkt dieser Landschaftspflege lag aber eindeutig bei der ÖVP und der FPÖ, sobald diese ihre glorreiche "Reformregierung" starteten.

Ungesund

Die Reformen sollten - zumindest nach Schüssels und Grassers Credo - in forcierter Privatisierung, Deregulierung und verstärktem Wettbewerb bestehen. Das sind immer noch valide wirtschaftspolitische Prinzipien, im Fall der schwarz-blauen Regierung war es offensichtlich eine Lizenz zum Mitschneiden. Teilprivatisiert wurde die Telekom schon 1998 unter der Regierung Klima/Schüssel. Das hat das Service dramatisch verbessert, die sehr enge, ungesunde Verbindung mit der Politik blieb aber aufrecht bzw. wurde dank der Gier der schwarz-blauen "Reformer" noch intensiviert.

Was da jetzt im Untersuchungsausschuss zur Sprache kommt, verblüfft im Einzelnen nicht wirklich, aber wenn das Ganze als System so ausgebreitet wird, ist der "Kein-Genierer-Faktor" schon sehr beträchtlich."Landschaftspflege", Korruption, politisch motivierte Gefälligkeiten gibt es in jedem System (die autoritären sind die ärgsten). Es kommt aber darauf an, ob eine Grenze des Tolerierbaren überschritten wurde - und das ist hier der Fall.
 (Hans Rauscher, DER STANDARD, 13.4.2012)