Unter dieser Rüstung steckt ein Alien, das einen neuen Planeten erobern will - und dieser heißt Erde: Szene aus Peter Bergs Sci-Fi-Drama " Battleship"

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Wien - Comics, TV-Serien, selbst Spielzeugwesen: Das postklassische Hollywoodkino hat es sich zur Regel gemacht, auf gut eingeführte Objekte und Produkte der Populärkultur zurückzugreifen und um sie herum Blockbuster zu zimmern, die möglichst breite Zuschauerschichten ansprechen.

War schon die bisherige Auswahl selten großem Erfindungsgeist geschuldet - was nicht ausschließlich schlechte Ergebnisse zur Folge hatte -, so zeigt der aktuelle Sciencefiction-Film Battle-ship, dass es konzeptuell und gedanklich auch noch etwas schlichter geht. Denn dieser Film " basiert" tatsächlich auf dem Zeittötungsklassiker "Schiffe versenken" - ein US-Spielzeugkonzern hat daraus bereits 1967 ein Brettspiel gemacht.

Nun benötigt ein 200 Millionen Dollar schwerer Blockbuster natürlich einige Schauwerte mehr als ein paar Kreuze, die auf die verborgene Schiffsarmada des Gegners hinweisen. Deshalb gibt es in dem von Peter Berg mit Getöse, Materialverschleiß und einer ersten Rolle für Rihanna inszenierten Film nur eine einzige Szene, die der abstrakten Idee des Spiels Tribut zollt: In dieser liefert der japanische Kapitän (Tadanobu Asano) die Idee dafür, wie man den außerirdischen Gegner in der Nacht ortet und ihm zusetzen kann.

Battleship ist eigentlich ein klassischer Invasionsfilm. Zu Beginn sendet die Menschheit von einer auf Hawaii gelegenen Satellitenstation ein Signal auf einen Erde-ähnlichen Planeten. Ein nerdiger Wissenschafter (Hamish Linklater in der Jeff-Goldblum-Rolle) warnt schon an dieser Stelle davor, dass bei Antwort nur die Menschheit Probleme bekommt.

Tatsächlich krachen sechs Jahre später Raumschiffe ins Meer - eines verwüstet nach 9/11-Manier Hongkong -, um eine geordnete Übernahme des Planeten in die Wege zu leiten: Kettenbewehrte Kugeln, die sich durch jegliches Material fressen, durchtrennen die Nahversorgungswege, Attacken zur See erweisen sich als so vergeblich wie verlustreich.

Handlung als Bruchstück

Spätestens seit Independence Day, dem abgesehen von Paul Verhoevens Satire Starship Troopers zentralen Film dieses Genres, weiß man, dass Effekte in dieser Spielart des High-Concept-Kinos Vorrang gegenüber erzählerischer Originalität haben. Allerdings erscheint Battleship in dieser Hinsicht so rudimentär, dass man nur noch von einem Patchwork von Erzählkrümeln und Attraktionsschüben sprechen kann.

Alex (Taylor Kitsch), der zentrale Held, muss sich etwa als fintenreicher, moralisch gefestigter Soldat beweisen, um den Vater seiner Braut (Liam Neeson) zu überzeugen - das strapaziert überkommene Männlichkeitsbilder, und es ist nicht nur plump und unterkomplex gebaut, sondern auch unbedarft inszeniert.

Stilistisch findet Berg seinen Meister in Michael Bay, in dessen Verquickung aus Techno-Patriotismus und dümmlichen Gags. Bays Pearl Harbor ist auch inhaltlich nah - nicht allein des symbolischen Ortes wegen, der Film verbeugt sich auch vor den Veteranen früherer Kriege. Das sinnträchtigste Bild dieses Films findet sich deshalb nicht am Meer, sondern im Faustkampf eines Außerirdischen mit Sehschwäche und einem beinlosen Kriegsinvaliden. In der Zukunft sind wir dann endlich alle Reservisten.   (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 13.4.201