Von mehr als acht Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr können die Industriestaaten nur träumen. Und dennoch beinhaltet die jüngste China-Prognose der Weltbank einige Alarmsignale für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Gut ist, dass Chinas Expansion immer mehr von der Binnennachfrage statt vom Außenhandel gespeist wird. Das hilft, die Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft, vor allem im Verhältnis zum Schuldnerstaat USA, zu verringern. Aber der Wachstumsturbo im Inland ist der Häusermarkt, der von billigen Krediten angeheizt wird und jederzeit wie andere Immobilienblasen vor ihm zusammenbrechen kann. Das muss noch zu keiner Katastrophe führen, könnte aber Chinas Wachstumspfad weiter dämpfen. Und dann droht das, wovor Weltbankpräsident Robert Zoellick schon im Februar gewarnt hat: dass China in etwa 20 Jahren auf einem mittleren Einkommensniveau steckenbleibt, wie schon andere Schwellenländer zuvor.

Um das zu verhindern, sind in den kommenden Jahren tiefgreifende Strukturreformen nötig, vergleichbar mit dem radikalen Bruch, den einst Deng Xiaoping eingeleitet hat. Das weiß die KP-Spitze in Peking und hat mit der Absetzung des konservativen Populisten Bo Xilai ein Hindernis aus dem Weg geräumt. Doch der Sieg der Reformer beim Führungswechsel im Herbst ist noch lange nicht fix - und damit bleibt auch die wirtschaftliche Zukunft in Schwebe. (Eric Frey, DER STANDARD, 13.4.2012)