Wien - Die Bosse einiger heimischer Großunternehmen wollen nun eigenhändig dafür sorgen, dass sich das Bild Österreichs in der angloamerikanischen Welt wandelt. Sie haben die Initiative "21st Austria" aus der Taufe gehoben, um wichtige Kommunikatoren in Großbritannien und den USA davon zu überzeugen, dass Österreich eine gut aufgestellte, moderne Industrie mit viel Osteuropa-Know-how hat, und nicht auf Mozartkugeln und Tourismus beschränkt ist.

Solide Daten, Tor zum Osten, zukunftsträchtige Produkte

Immer wieder stoße man auf großes Unwissen über Österreich, kritisierte der frühere Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl am Donnerstagabend bei der Präsentation der Initiative vor Journalisten. Und Osteuropa werde völlig undifferenziert als Risikobereich gesehen. Dem wolle man mit drei Botschaften in einem "dauerhaften Dialog mit Meinungsbildnern" entgegenwirken: Österreichs Wirtschaft hat sehr solide Fundamentaldaten, Österreich ist ein Tor zum Osten und Österreichs Industrie erzeugt viele zukunftsträchtige Produkte: "Wir sind mit Österreichs Industrie in den Megatrends ganz gut vertreten".

Undifferenzierte Betrachtung

In die gleiche Kerbe schlugen bei dem Gespräch voestalpine-Chef Wolfgang Eder und RBI-Chef Herbert Stepic. Oft seien Gesprächspartner überrascht, wie groß, jedenfalls in ihrer Marktnische, österreichische Unternehmen sind, hob Eder hervor. "Wir werden nicht als global aufgestellte Unternehmen gesehen". Stepic, von Raidl als "Urvater dieser Initiative" bezeichnet, beklagte vor allem mangelhaftes Wissen über Osteuropa und eine undifferenzierte Betrachtung der Region. Dem will er vor allem entgegenwirken.

Keine Konkurrenz zur "Makrke Österreich"

Die Initiative wird derzeit von 17 börsenotierten Unternehmen sowie Nationalbank und Wiener Börse getragen, ist aber für weitere Mitglieder offen. Keinesfalls sei man eine Konkurrenz zu Initiativen wie der Betriebsansiedelungsagentur ABA, die Außenhandelsorganisation der Wirtschaftskammer oder dem vom Wirtschaftsministerium initiierten Prozess der "Marke Österreich". Die Schaffung letzterer geht den Unternehmern nur zu langsam, eine Zusammenführung im Laufe der Zeit ist für Raidl denkbar.

"Qualitativer" Erfolg

Konkret wollen sich die teilnehmenden Firmenchefs im Zuge ihrer Auslandsreisen regelmäßig Zeit nehmen, mit Meinungsbildnern in Medien, Wissenschaft oder Think-Tanks zusammenzukommen, um diesen ihre Botschaften persönlich näherzubringen. Der Erfolg könne letztlich nur "qualitativ" gemessen werden, sind sich Raidl, Eder und Stepic einig.

Wenn etwa ein österreich-kritischer Journalist seine Botschaften in seinen Kommentaren einfließen lässt oder wenn in Analysen österreichische Firmen verstärkt als beispielhaft vorkommen. "Erfolge" seien aber nur mittel- bis langfristig zu erwarten. Und jede Verbesserung sei "eine Facette" in Ergänzung zu dem "hervorragenden Image", das Österreich in anderen Bereichen wie Musik oder Torten habe, so Stepic. (APA, 13.4.2012)