Bereits der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder zählte auf sein Wissen, Angela Merkel hievte ihn gar drei Jahre lang in den Olymp des wirtschaftlichen Chefberaters, Siemens holte ihn erst als Vorstands-, später als Aufsichtsratsvorsitzenden. 2007 dann das Ende: Heinrich von Pierer legt einen reichlich unrühmlichen Abgang hin. Die Vorwürfe gegen ihn reichen von Korruption bis Schmiergeldzahlungen.

Heute ist von Pierer 71 Jahre alt. Zeit für das Meer. Hapag Lloyds Ruf kommt da gerade recht. Von Pierer, der einstige "Kapitän" der Schwarzkassen wird auf dem Luxuskreuzfahrtschiff MS Hanseatic zum Thema "Roter Kapitalismus als Erfolgsmodell?" referieren.

Am 20. Mai lichtet der einstige Top-Manager also für elf Tage die Anker. Die Route führt den nunmehrigen Bord-Animateur entlang der chinesischen Küste von Shanghai nach Inchon. Laut Angaben von Hapag Lloyd ist die "Expedition Wissen"-Reise, eine Art moderne Studienreise zur See, auf dem "weltweit einzigen Expeditionsschiff mit 5 Sternen" ausgebucht. Die Reederei wirbt auf ihrer Website auch damit, dass sich dank "neuer Wissensdimensionen" China somit von innen heraus" begreifen lasse. Expertenwissen ist gefragt. Und das sollte von Pierer haben, war doch Siemens unter seiner Amtszeit in dubiose China-Geschäfte verwickelt. Es läuft also wie geschmiert für den Asienkenner.

Die kombinierte Flug- und Schiffsreise kostet im Übrigen zwischen 5.450 und 10.660 Euro. Wie hoch die Gage für den Referenten ist, bleibt sein Geheimnis. Bestechlich ist er aber sicher nicht, wie jeder weiß. (derStandard.at, 13.4.2012)