Bild nicht mehr verfügbar.

August Penz zur Aufregung um die "Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe"-Plakate: "Es wurde mir vorgeworfen, Rassist zu sein. Das hat mich erschreckt, weil es ein ganz brutaler Ausdruck ist."

Foto: APA/ROBERT PARIGGER

Bild nicht mehr verfügbar.

Die mittlerweile wieder entfernten Plakate.

Foto: dapd/Christian Forcher

August Penz ist Hotelier und FPÖ-Spitzenkandidat in Innsbruck. Im Interview mit derStandard.at erklärt er, wie sich die mittlerweile wieder entfernten Aufreger-Plakate mit dem Slogan "Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe" auf sein Geschäft ausgewirkt haben und warum er die Debatte darum gerne beenden würde.

derStandard.at: "Heimatliebe statt Marokkaner-Diebe": Wie viele Hotel-Stornierungen haben Sie sich mit diesem Spruch eingehandelt?

Penz: Am Anfang gab es acht Stornierungen von Einzel-Reservierungen, dazu kamen auch Stornierungen von einzelnen Tischen beim Frühstück. Was später dazugekommen ist, müssen wir noch eruieren. Den genauen Schaden kann man erst in ein paar Wochen beziffern.

derStandard.at: Wenn ich Ihnen als potenzieller Hotelgast sage, dass ich nicht bei einem Rassisten nächtigen will, was sagen Sie dann?

Penz: Es wurde mir vorgeworfen, Rassist zu sein. Das hat mich erschreckt, weil es ein ganz brutaler Ausdruck ist. Es stimmt einfach nicht. Ich habe nicht einmal einen rassistischen Sager oder Witz auf Lager. Ich habe mich für den Slogan schon mehrfach in aller Klarheit entschuldigt und habe auch verstanden, dass sich Menschen beleidigt gefühlt haben. Wir schätzen auf alle Fälle alle unsere Gäste und werden versuchen, jeder einzelnen Stornierung nachzugehen, um die Situation aufzuklären.

derStandard.at: Sie haben auch eine Mitarbeiterin aus Marokko in Ihrem Hotel, haben Sie mit ihr gesprochen?

Penz: Ja, es gab ein Mitarbeitergespräch. Mein Chef-Zimmermädchen, das aus Marokko stammt, war irritiert, erschrocken und beleidigt. Ich habe mich bei jenen entschuldigt, die sich durch das Plakat verletzt gefühlt haben. Ich habe erklärt, dass ich die Fleißigen und Anständigen mit dem Plakat nicht gemeint habe. Meine Mitarbeiter haben das dann auch verstanden. Wir haben auch ein Zimmermädchen, das Angst davor hat, dass ihrem Kind Haschisch angeboten wird. Von ihr bekam ich Verständnis.

derStandard.at: Haben Sie bei der Auswahl der Plakate eigentlich mitgesprochen, oder wurden Ihnen diese von der FPÖ-Bundespartei aufs blaue Auge gedrückt?

Penz: Die Slogan-Vorschläge kommen aus Wien, wir haben bei der Auswahl aber schon mitgesprochen und haben uns einverstanden erklärt. Mir war schon klar, dass das provoziert, diese Aufregung hätte ich aber nicht erwartet.

derStandard.at: Nachdem Ihnen die Politik auch finanzielle Nachteile bringt, wollen Sie sich nicht besser auf Ihren Wirtschaftsbetrieb konzentrieren?

Penz: Die Frage, ob sich Politik und Wirtschaft vereinen lassen, habe ich mir schon öfter gestellt. Es muss aber schon auch so sein, dass es einem nicht schadet, wenn man als Unternehmer in die Politik geht.

derStandard.at: Es kommt vermutlich auf die Art der Politik an.

Penz: Das Ausländerthema ist für uns ja nur eines von vielen. Es ist auch nicht das größte Problem hier in Innsbruck.

derStandard.at: Sie sind auch Vizechef des Tourismusverbandes Innsbruck. Wie wäre es, wenn Sie nun als Antwort auf den danebengegangenen Slogan eine antirassistische Plakatserie mit Ihrem Kopf darauf affichieren?

Penz: Um Gottes willen nicht! Am liebsten wäre es mir, wenn die Diskussion beendet würde. Die Rassismus-Diskussion könnte man in Innsbruck auch nicht führen, weil sie keiner versteht. Hier reden wir offen über die Ausländer-Problematik, aber eine Rassismus-Debatte gibt es nicht. Sie werden hier niemanden finden, der den August Penz für einen Rassisten hält. Man muss mit der Politik alles daransetzen, gar kein Rassismus-Problem entstehen zu lassen, indem wir die Integration verbessern.

derStandard.at: Glauben Sie, dass Ihnen die Aufregung um die Plakate bei der Wahl am Sonntag schaden wird?

Penz: Vom Gefühl her glaube ich, dass das ein Nullsummen-Spiel ist. Es wird uns nicht schaden, aber Stimmen bringt uns diese Aktion auch nicht. Aber der Wähler wird entscheiden. (Rainer Schüller, derStandard.at, 13.4.2012)