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Präsident Bouteflika nimmt Abschied von Ben Bella.

Foto: AP/Djarboub

Algier - Algerien hat am Freitag Abschied von seinem ersten Präsidenten nach der Unabhängigkeit, Ahmed Ben Bella, genommen, der 1965 gestürzt worden war, und ihn als "Volkshelden im Kampf gegen Kolonialismus und Imperialismus" gewürdigt. Der Leichnam Ben Bellas, der am Mittwoch 95-jährig verstorben war, wurde im "Palast des Volkes" in Algier aufgebahrt, um nach dem islamischen Freitagsgebet auf dem "Friedhof der Märtyrer" El Alia in unmittelbarer Nähe seines 1978 verstorbenen Nachfolgers Houari Boumedienne beigesetzt zu werden, der einst gegen ihn geputscht hatte.

"Feierlicher Abschied von einem Monument der Geschichte!" titelte die Tageszeitung "El Watan". Das staatliche Fernsehen übertrug die Trauerfeierlichkeiten, an denen auch das in Algier akkreditierte Diplomatische Corps teilnahm. König Mohammed VI. von Marokko schrieb in einer Kondolenzbotschaft an Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika, dass der Tod "dieser historischen Führungspersönlichkeit nicht nur ein Verlust für das algerische Volk, sondern auch für die maghrebinische Brüderlichkeit" sei. Im Februar waren die Außenminister von Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mauretanien in Rabat zusammengekommen, um die 1989 gegründete, aber seit 1996 faktisch stillgelegte "Union des Arabischen Maghreb" (UMA) wiederzubeleben. Die Fünf-Staaten-Organisation war in erster Linie wegen des Westsahara-Konflikts und der Feindschaft zwischen Marokko und Algerien auseinandergebrochen.

24 Jahre in Haft

Die algerische Regierung hat zu Ehren Ben Bellas, der insgesamt 24 Jahre seines Lebens - davon 15 nach seinem Sturz - hinter Gefängnismauern verbrachte, eine achttägige Staatstrauer angeordnet. Von 1962 bis 1965 stand er an der Spitze des nordafrikanischen Landes und vertrat im Rahmen der Bewegung der blockfreien Staaten eine antiimperialistische und sozialistische Politik mit guten Beziehungen zur Sowjetunion und zu China. 1954 hatte er zu den Organisatoren des achtjährigen algerischen Befreiungskrieges gegen die französische Herrschaft und zu den Mitbegründern der Nationalen Befreiungsfront FLN gehört. 1956 nahmen ihn die Franzosen an Bord eines Flugzeugs fest und inhaftierten ihn.

1965 wurde Ben Bella durch einen Militärputsch seines früheren Kampfgefährten Oberst Boumedienne gestürzt und eingekerkert. Seine Haft dauerte bis 1980. Dann durfte Ben Bella ins Exil gehen; er lebte drei Jahre bei Paris und später am Genfersee in der Schweiz, nachdem in seiner französischen Wohnung Waffen gefunden worden waren. Als er 1990 in seine Heimat zurückkehren konnte, war die Erinnerung an ihn bereits verblasst. Seitdem hat er kein bedeutsames politisches Amt mehr übernommen. Er forderte einen Dialog mit der nach ihrem Wahlsieg 1991 vom Militär verbotenen Islamischen Heilsfront FIS und warf Armee und Geheimdiensten vor, Massaker anzurichten. Seit 2007 war er ehrenhalber Vorsitzender eines Weisenrates der Afrikanischen Union (AU) zur Beilegung bewaffneter Konflikte. (APA, 13.4.2012)