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So weit kommt's noch: Als ob es nicht genug wäre, dass die Slowenen versuchen, unsere ursteirische Wagenschmiere vulgo Kernöl zu vereinnahmen, wollen sie uns jetzt auch unser liebstes Junk-Food, die Käsekrainer, verbieten. Das Land hat wie berichtet einen Antrag bei der EU eingebracht, Krainer Wurst (slowenisch Krajnska klobasa, Anm.) als geschützte Herkunftsbezeichnung einzutragen, wie das Österreich etwa mit dem Tiroler Speck vor Jahren gelungen ist. Dass dieser nur in Ausnahmefällen aus heiligen Tiroler Säuen gemacht ist (und gerüchteweise sogar kurzfristig eingebürgerte Ausländer-Schweine herhalten müssen), tut hier ebenso wenig zur Sache wie der Umstand, dass weite Teile des Anbaugebiets für die original steirischen Öl-Kürbisse sich subtilerweise in Niederösterreich befinden.

Im Gegenteil: Das unterstreicht nur, wie vielfältig und raffiniert sich die Regionen unserer Heimat dem Phäakentum zuneigen! Ganz anders verhält es sich mit dem perfiden Plan, uns die Käsekrainer zu verbieten. Ginge es einzig um Krainer, eine tatsächlich in Slowenien entstandene Wurst von beträchtlicher Qualität wie Wohlgeschmack, ließe sich der Affront eventuell verkraften. Schließlich ist diese stark geräucherte, ganz original nur aus Schweinefleisch, Speck, Pfeffer, Salz, Knoblauch, Wasser und wenig Salpeter gemachte Wurst bei uns "nur" noch im Süden verbreitet. Die Käsekrainer hingegen, bei der kein derartiges Gschisti um die Zutaten gemacht wird und neben original österreichischem Emmentaler (räusper...) problemlos auch Suppenpulver, Maltodextrin, Geschmacksverstärker und sogar Palmöl zugesetzt werden dürfen, ist ein weithin leuchtendes Beispiel für die global gefeierte Güte unserer weltberühmten Küche.

Das Gefühl, in ein frisch gebrühtes Prachtexemplar zu beißen, sodass der geschmolzene Käse wie Lava auf den Gaumen eruptiert und einem zuverlässig alle Geschmackspapillen wegbrennt, ist integraler Teil unseres Nationalstolzes. Die neumodische Praxis, Käsekrainer gebraten und, horribile dictu, aufgeschnitten (oder gar aufgesetzt volkstümlich mit "Bugl, Krokodü und 16er-Blech") zu bestellen, bleibt hingegen Burschenschaftern und anderen "Eitrigen" vorbehalten. Noch ist Käskrain nicht verloren. So hat unser in Kernfragen nationaler Souveränität stets wachsamer Landwirtschaftsminister angekündigt, "alles" in Bewegung zu setzen, um dem Land seine Wurst zu retten. (Severin Corti, DER STANDARD, 14.4./15.4.2012)